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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Rebecca Unterberger100 dem Essayisten und Romanschriftsteller Julius Haydu, der zwar ‚nur‘ die Neue Welt im Osten bereist, dabei aber die USA mit in den Blick genommen hat  – vor allem um Sowjetrussland für (ein zukünftiges) Europa plausibel zu machen. Im 1928 erschienenen utopischen Roman der Sonne ließ Haydu eine Arbeiterregie- rung „die Menschheit […] zu einem neuen, besseren Dasein“ führen, nachdem ein „drohende[r] Krieg zwischen Amerika und den versklavten europäischen Staaten“ abgewendet habe werden können, so Fritz Rosenfeld über „ein antika- pitalistisches und vom Bekenntnis zur sozialistischen Zukunft der Menschheit erfüllte[s] Buch“.12 Ein solches Bekenntnis überraschte nicht aus der Feder des 1886 im ungarischen Somogyszil geborenen Juristen, Politikers und Schriftstel- lers, der 1918 Mitglied der ungarischen Räterepublik gewesen war und 1930 zu den Mitbegründern des Bundes der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Österreichs zählte. Haydu hatte die UdSSR in den 1920ern zweimal bereist und über das, was sich bis zu seiner dritten Reise von 1931 geändert hat (beziehungsweise habe), in dem Reisebuch Rußland 1932 Auskunft erteilt. Mit der Formel:  „Propaganda für den Fünfjahresplan“ schloss der Rezensent der Neuen Freien Presse sein ableh- nendes Urteil darüber kurz. Haydu versuche, „alles in Rußland Werdende als das große Heil hinzustellen“, zeige (auch mit den vom russischen Staatsverlag bereit- gestellten Propagandabildern) „lediglich die Licht-, nicht aber die Schattensei- ten des großen russischen Planes“.13 Probleme wie etwa Wohnungsknappheit oder die Unterversorgung mit alltäglichen Bedarfsartikeln werden in Rußland 1932 zwar gestreift, doch mitunter lapidar abgetan. „Gegenrevolutionäre Bewe- gungen stoßen auf eine gut organisierte politische Polizei“, heißt es da zum Bei- spiel hinsichtlich der Fama von Russland als „Riesenzuchthaus“; denn mit all diesen „Schwierigkeiten“ habe Russland ja „weit weniger die Einführung eines neuen Systems als die Rückständigkeit während des alten zu begleichen“.14 Lieber berichtet Haydu ausführlich von voranschreitender Technisierung und Motori- sierung und von bereits realisierten Bau-Projekten, die er ohne Einschränkun- gen seitens des staatlichen Reisebüros Intourist hatte besuchen können. Die USA Anderen. Paris–Berlin–Moskau (= Reise Texte Metropolen, Bd.  2). Bielefeld:  Aisthesis 2006, S.  101–120, zit. S.  101–103. 12 Fritz Rosenfeld:  Neue Bücher. In:  Salzburger Wacht (2.5.1928), S.  6f. 13 Otto Deutsch:  Rußland 1932. In:  NFP (2.7.1932), S.  15. 14 Julius Haydu:  Rußland 1932. Wien–Leipzig:  Phaidon 1932, S.  155f. bzw. 233.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Title
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Subtitle
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Author
Primus-Heinz Kucher
Editor
Rebecca Unterberger
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
466
Category
Kunst und Kultur
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹