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»Die grosse Einheit der Kunst« 73
zem erst zur politischen Unabhängigkeit gelangte Belgien, welches europaweit Modell-
charakter erlangt, weil es als ›junge‹ Nation durch Kunstförderung und Rückbesinnung
auf flämische Traditionen in der Kunst einen identitätsstiftenden Faktor ausgemacht
hat.12
Der genaue Ablauf dieser Vorlesungsreihe lässt sich anhand eines im Nachlass des
Kunsthistorikers befindlichen Manuskripts rekonstruieren (Wienbibliothek im Rat-
haus, H.I.N. 23.441) : Dieses Programm der Vorlesungen »über Theorie der bildenden
Künste« bietet einigen Aufschluss über Eitelbergers Systematik sowie über die in seinen
FrĂĽhschriften benutzten Quellen. Es handelt sich um ein Konvolut von vier beidseitig
beschriebenen Blättern mit zahlreichen Überarbeitungen und umfangreichen Ergän-
zungen, die im Anhang (S. 94) transkribiert sind. Der Text ist nur sporadisch ausfor-
muliert, in einigen Teilen ist er aufgrund der Streichungen, Korrekturen und vor allem
aufgrund der stenographischen Schreibweise schwierig zu entziffern : Es handelt sich
offensichtlich um Notizen fĂĽr den Privatgebrauch, die nicht als monographische Arbeit
publiziert werden sollten, aber im Kontext seiner in deutschen und österreichischen
Gazetten publizierten Beiträge verdeutlichen, wie es Eitelberger gerade aufgrund dieser
theoretischen Grundausstattung gelingt, die österreichische Kunstpolitik so umfassend
und organisch in ihrer gesamten Bandbreite (Kunstlehre, Kunstpatronage, Denkmal-
schutz) neu auszurichten.
Das Vorlesungsprogramm umfasst insgesamt 63Â Paragraphen, die man in neun The-
menbereiche unterteilen kann :
fahrungen von Ferdinand Georg WaldmĂĽller, k. k. akadem. Rath und Professor. Wien 1846, in :
Kunstblatt, 28, Nr. 22, 06.05.1847, S. 85 f.) und Eitelberger druckt Kuglers Rezension im Anhang
seiner polemischen Entgegnung auf WaldmĂĽller ab (Eitelberger, Reform des Kunstunterrichtes
[zit. Anm.Â
9], S.Â
71–75). Zur gleichen Zeit gelangt Eitelbergers Pamphlet gegen Waldmüller durch
Vermittlung Pietro Mugnas in die Hände des italienischen Kunstschriftstellers und Akademiere-
formers Pietro Selvatico (1803–1880), mit dem Eitelberger in den folgenden Jahren in freundlicher
Korrespondenz steht. Vgl. dazu A. Auf der Heyde, Per l’»avvenire dell’arte in Italia« : Pietro Selva-
tico e l’estetica applicata alle arti del disegno nel secolo XIX, Ospedaletto (Pisa) 2013, S. 160–169 ;
A. Auf der Heyde, I rapporti con Vienna : Selvatico, l’abate Pietro Mugna e Rudolf Eitelberger
von Edelberg, in : Pietro Selvatico e il rinnovamento delle arti nell’Italia dell’Ottocento (hg. von A.
Auf der Heyde/M. Visentin/F. Castellani), Pisa 2016, S.Â
203–223.
12 Vgl. dazu F. Kugler, Ueber die Anstalten und Einrichtungen zur Förderung der bildenden Künste
und zur Conservation der Kunstdenkmäler in Frankreich und Belgien, nebst Notizen über einige
Kunstanstalten in Italien und England, Berlin 1846, sowie allgemein zum Problem der »Kunst-
erwartung« in Auseinandersetzung mit der modernen belgischen Kunst, siehe den nach wie vor
maßgeblichen Text von W. Schlink, Jacob Burckhardt und die Kunsterwartung im Vormärz, Wies-
baden 1982.
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Title
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Subtitle
- Netzwerker der Kunstwelt
- Authors
- Julia RĂĽdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 562
- Category
- Biographien