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Kunstaufschwung in revolutionärer Zeit hatten sich in der Restaurationszeit vorerst zer-
schlagen.
Gerade hier bietet Eitelberger einen eigenen Weg, indem er nämlich die Vorstellung
eines notwendigen Zusammenhangs zwischen Geschichte und Kunst probeweise in
Frage zu stellen vermag. So schreibt er in seiner Rezension zur Wiener Kunstausstellung
von 1844 :
Es sind viele Perioden tiefen historischen Lebens vorbeigegangen, ohne daß sich eine histori-
sche Kunst entwickelt hat, und nicht immer treffen beide zusammen. Weder Napoleon noch
Cäsar hat einen ihrer würdigen Repräsentanten in der Kunst gefunden ; und kann Lysipp der
Alexander der griechischen Kunst genannt werden ? Es hieße jede Freiheit der Geschichte
nehmen und sie in einen Mechanismus des Gedankens verwandeln, wenn man glaubt, daß,
wenn das Kameel dürstet, es auch Wasser finden müsse.34
Eine solche Feststellung geht in eine ganz andere Richtung als das berühmte Diktum
von Friedrich Engels in der Dialektik der Natur, demzufolge die Renaissance eine Zeit
gewesen sei, »die Riesen brauchte und Riesen hervorbrachte«.35 Eitelberger kann ein
gelockertes Verhältnis von Kunst und Geschichte denken. Er stellt die Annahme in
Frage, dass »große« Zeiten notwendig auch eine »bedeutende« Kunst hervorbringen
müssten. Im Vergleich zum Notwendigkeitsdenken der Hegelianer ist dies ein ausge-
sprochen intelligenter Einwand, der an Aktualität nichts verloren hat.
Eitelbergers Gattungsverständnis
Aus der Anwendung dieses flexibilisierten Verhältnisses von Geschichte und Kunst er-
gibt sich ein zweiter Aspekt, bei dem Eitelberger eigenständige Nuancen setzt : sein
Gattungsverständnis. Ob sich eine öffentliche, die Gesellschaft bewegende Historien-
malerei herauszubilden vermochte, galt in der Zeit des Vormärz für viele Kunstkritiker
als Prüfstein für einen wirklichen Aufschwung.36 Charakteristisch ist, dass Kunst dabei
wechselweise als Symptom und als Lösungsmittel angesehen wurde. Einerseits ließ sich
die nach damaliger Ansicht enttäuschende Qualität zeitgenössischer Historienbilder als
Beleg ansehen, dass eine wirkliche gesellschaftliche Wende noch nicht stattgefunden
34 Eitelberger, Wiener Kunstausstellung 1844 (zit. Anm.
7), S.
253.
35 F. Engels, Dialektik der Natur (1873–1882), in : Karl Marx, Friedrich Engels, Gesamtausgabe,
1.
Abt., Bd.
26, Text, Berlin 1985, S.
295.
36 Vgl. Scholl, Revisionen der Romantik (zit. Anm.
1), S.
213–218.
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Title
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Subtitle
- Netzwerker der Kunstwelt
- Authors
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 562
- Category
- Biographien