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Lena Nusser, Ilka Wolter, Manja Attig & Sina Fackler
46 Steuerungsinstrumente und Evidenzquellen im
VergleichDDS,
17. Beiheft (2021)
5.2 Häufi gere Nutzung digitaler und interaktiver Lernangebote
Die zunehmende Digitalisierung des Lernens im Rahmen des Fernunterrichts führ-
te laut unserer Studie auch dazu, dass Schüler*innen insgesamt vermehrt digita-
le Lernangebote nutzen. Der Zugang zu diesen Angeboten scheint jedoch nicht glei-
chermaßen für alle Jugendlichen gegeben zu sein. Insbesondere Schüler*innen an
Gymnasien nutzen virtuell-rezeptive und virtuell-interaktive Lernangebote häufi ger
als Schüler*innen anderer Schulformen. Vermehrt konventionelle Lernangebote nut-
zen eher Schüler*innen aus akademisch gebildeten Familien, die in der Regel auch
über entsprechende Ressourcen, wie Sachbücher oder Lexika, verfügen. Es zeigt sich,
dass die Kontexte Familie und Schule äußerst relevante Faktoren sind, wenn es dar-
um geht, Jugendlichen Zugang zu neuen Inhalten und weiteren Erfahrungsräumen
zu bieten. Hier sind vor allem Schulen gefragt, ihre Angebote so aufzustellen, dass
auch Schüler*innen aus weniger privilegierten oder technisch versierten Familien
Unterstützung und Anleitung erhalten, um entsprechende Lernangebote nutzen zu
können. Die Nachhaltigkeit dieses eingeleiteten Prozesses der vermehrten Nutzung
von insbesondere digitalen Lernangeboten (innerhalb und außerhalb des Unterrichts)
sowie die Ungleichheit der Zugänge und Nutzungsmöglichkeiten zwischen Schüle-
r*in nen verschiedener Bildungshintergründe und Schulformen werden wichtige
Th
emen zukünft iger Erhebungen sein.
5.3 Zufriedenheit ist wichtig für den wahrgenommenen Lernerfolg
Eltern äußern zwar eine leicht höhere Zufriedenheit mit der Unterstützung und
Informationsweitergabe durch Gymnasien im Vergleich zu anderen Schulformen,
erwarten für ihre Kinder aber nicht grundsätzlich einen höheren Lernerfolg. Es
zeigt sich ganz unabhängig von der Schulform, dass Eltern, die die schulische
Unterstützung während der Schulschließungen positiv bewerten, den Lernerfolg ihrer
Kinder ebenfalls positiver einschätzen. Ob sich diese Erwartungen an die Lernerfolge
der Schüler*innen auch losgelöst von den Einschätzungen der Eltern tatsächlich ein-
gestellt haben, werden uns zukünft ige Studien mit Kompetenztests zeigen müs-
sen. Diese objektive Erfassung der Kompetenzen konnte im Rahmen der kurzfristi-
gen NEPS-Zusatzbefragung nicht umgesetzt werden. Darüber hinaus äußern Eltern
von Töchtern einen höheren wahrgenommenen Lernerfolg im Vergleich zu Söhnen.
Dieses Ergebnis kann auch im Zusammenhang mit elterlichen Erwartungen an die
verschiedenen Geschlechter und damit zusammenhängenden Stereotypen stehen,
nach denen Mädchen höhere akademische Leistungen zugeschrieben werden als
Jungen (Heyder & Kessels, 2015; Kollmayer, Schober & Spiel, 2018).
Für Schulen war der plötzliche Umstieg auf Fernunterricht eine Herausforderung,
die sicherlich nicht überall gleichermaßen zügig und kompetent umgesetzt wer-
den konnte. Somit ist durchaus zu erwarten, dass Eltern sich unterschiedlich zu-
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Schule während der Corona-Pandemie
Neue Ergebnisse und Überblick über ein dynamisches Forschungsfeld
- Title
- Schule während der Corona-Pandemie
- Subtitle
- Neue Ergebnisse und Überblick über ein dynamisches Forschungsfeld
- Author
- Detlef Fickermann
- Editor
- Benjamin Edelstein
- Publisher
- Waxmann Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-9331-5
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 236
- Keywords
- Schule, Unterricht, Covid-19, Gerechtigkeit, Bibliografie, Lehre, Pandemie, Bildung, Studien
- Categories
- Coronavirus
- Recht und Politik