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Denise Depping, Markus Lücken, Frank Musekamp & Franziska Th
onke
76 Steuerungsinstrumente und Evidenzquellen im
VergleichDDS,
17. Beiheft (2021)
Vielmehr liegt die Vermutung nahe, dass die Schulschließungen relativ gut kompen-
siert wurden. In Hamburg wurden unterschiedliche Maßnahmen ergriff
en, um einer
Abnahme der Kompetenzen der Schüler*innen in den Kernfächern Deutsch und
Mathematik entgegenzuwirken. Eine kompensatorische Maßnahme bestand in dem
Angebot von insgesamt 381 zentral organisierten Lerngruppen in den Sommerferien
(„Lernferien“). Mehr als ein Drittel aller Hamburger Schulen beteiligte sich an diesem
Angebot, das zum größten Teil (87 %) an Schulen in sozial benachteiligten Stadtteilen
stattfand (Behörde für Schule und Berufsbildung, 2020). Die Lernferien wurden von
Hamburgs Schüler*innen in hohem Maße genutzt.
Eine weitere Vermutung ist, dass viele Schüler*innen auch mit alternativen Unter-
richtsformen – zum Beispiel auf digitalen Unterrichtsplattformen – gut umgehen und
ihre Kompetenzen in Deutsch-Leseverstehen und Mathematik daher weiterentwickeln
bzw. aufrechterhalten konnten. Zusätzlich sei hier die lernbezogene Unterstützung
vieler Familien erwähnt, die kompensatorisch gut gewirkt zu haben scheint.
Dass der (digitale) Fernunterricht in Hamburg einigermaßen gut funktioniert hat,
zeigt eine Online-Befragung des IfBQ, die vor den Sommerferien durchgeführt wur-
de. Rund 13.900 Sorgeberechtige, 3.200 Pädagog*innen und 3.300 Schüler*innen wur-
den zu ihrer Beurteilung der aktuellen Unterrichtssituation und des Fernunterrichts
befragt. Die Untersuchung kam zwar zu dem Ergebnis, dass alle befragten Perso
nen-
gruppen den Fernunterricht als anstrengend empfanden. Allerdings zeigte sich auch,
dass die digitale Ausstattung für den Fernunterricht bei nahezu allen Schüler*innen
vorhanden ist (99,6 %) und knapp 80 Prozent von ihnen nach Einschätzung der Päda-
gog*innen auch in der Lage sind, im Fernunterricht zu lernen (Brändle & Albers,
2020).
Die Erhebungszeiträume in LERNSTAND 5 und KERMIT 5 waren nicht unterschied-
lich, sodass aus diesen Gründen keine Unterschiede in den Kompetenzständen der
Schüler*innen zu erwarten waren. Jedoch wurde LERNSTAND 5 im Gegensatz zu
KERMIT 5 nicht von externen Testleitungen, sondern von Lehrkräft
en durchge-
führt. Dieser Umstand kann dazu führen, dass die Kompetenzen der Schüler*innen
überschätzt werden. Denn es kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine vertrau-
te Person, die eventuell unabsichtlich unterstützend wirkt, zu besseren Leistungen
der Schüler*innen beiträgt. In diesem Fall wären höhere Kompetenzwerte in
LERNSTAND 5 zu erwarten. Diese zeigen sich jedoch nicht.
Zum Zeitpunkt der LERNSTAND-5-Testung besuchten die Schüler*innen jedoch
erst seit wenigen Wochen die weiterführende Schule. Die Lehrkräft
e waren demnach
noch nicht so sehr mit den Schüler*innen und ihren Stärken und Schwächen ver-
traut. Mögliche Eff
ekte der Unterstützung durch die Lehrkräft
e dürft
en vor diesem
Hintergrund eher gering ausgefallen sein.
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Schule während der Corona-Pandemie
Neue Ergebnisse und Überblick über ein dynamisches Forschungsfeld
- Title
- Schule während der Corona-Pandemie
- Subtitle
- Neue Ergebnisse und Überblick über ein dynamisches Forschungsfeld
- Author
- Detlef Fickermann
- Editor
- Benjamin Edelstein
- Publisher
- Waxmann Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-9331-5
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 236
- Keywords
- Schule, Unterricht, Covid-19, Gerechtigkeit, Bibliografie, Lehre, Pandemie, Bildung, Studien
- Categories
- Coronavirus
- Recht und Politik