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Weitere Raumprobleme ergaben sich bereits ab dem Jahr 1900 durch die Neu-
errichtung der Lehrkanzel für Chemische Technologie, die sich in der Folge
mit der bisher bestandenen Lehrkanzel für Reine und Analytische Chemie die
ohnedies beengten Räumlichkeiten teilen musste. Das war auch der Grund,
weshalb für die Chemische Fachschule in Graz der Numerus Clausus einge-
führt wurde. Sogar im Bereich der Verwaltung war kein Platz mehr vorhanden.
Einen dritten Beamten für das Rektorat aufzunehmen scheiterte bis 1914
an den beengten Raumverhältnissen, wiewohl die Technische Hochschule in
Graz unter allen Hochschulen Österreichs mit zwei den niedrigsten Beamten-
stand aufwies. Tatsächlich wurde in diesem Zusammenhang mit Hilda Baum
im September 1914 eine Kanzleigehilfin zusätzlich aufgenommen, aufgrund
des herrschenden „Männermangels“ durch den bereits begonnenen Krieg also
erstmals eine Frau.
Prüfungssäle und ordentliche Dekanatszimmer fehlten, von den Räumlich-
keiten für Assistenten ganz zu schweigen, und die zahlreichen Privatdozenten
fanden aus Gefälligkeit vor und nach ihren Vorlesungen bei einzelnen Profes-
soren Unterkunft.
Bereits im Studienjahr 1899/1900 und erneut im Studienjahr 1909/1910
war es an Rektor Friedrich Emich, die Ausgestaltung der Grazer Hochschule
nach Kräften zu fördern. So leitete er 1909 die Verhandlungen über den An-
kauf von fünf Häusern in der Mandellstraße sowie in der Kroisbachgasse, wo-
bei dieser Ankauf unter Rektor Reinitzer 1910 tatsächlich zustande kam. Er
fand dabei sowohl bei Statthalter Manfred Clary von Aldringen als auch bei
Unterrichtsminister Graf Stürgkh großes Verständnis und Unterstützung.
Nun kam endlich Bewegung in die gesamte Angelegenheit. Das Ministerium
forderte das Grazer Professorenkollegium im Frühling 1910 auch dazu auf, seine
Wünsche betreffend des Ausbaues der Technischen Hochschule in Graz vor-
zulegen, was 1911 tatsächlich geschah. Dieses Bauprogramm wurde vom
Ministerium im Februar 1913 allerdings abgelehnt. Baurat Golitschek vom
Ministerium für öffentliche Arbeiten kam in der Folge nach Graz und legte dem
Professorenkollegium die Gründe für die Einwendungen dar. Gleichzeitig for-
derte er dieses auf, einen Bauausschuss einzusetzen, der auch mit Beamten
der Statthalterei zu besetzen sei, und ein neues Bauprogramm vorzulegen.15
Am 5. November 1913 legte das Rektorat dem Ministerium für öffentliche Ar-
beiten daraufhin das neue Ansuchen um gutächtliche Aeusserung hinsichtlich
des neuen Bauprogramms für die Ausgestaltung der Technischen Hochschule
vor. Das Ministerium für Kultus und Unterricht antwortete auf dieses Ansu-
chen bereits am 20. Dezember 1913 und kritisierte vor allem die falschen sum-
15 ATUG, Rektoratsakte 59/1914, Denkschrift vom 26. 3. 1914 und Rektoratsakte 1312 ex 1914,
Schreiben der Statthalterei vom 30. 9. 1914. Der geplante Neubau in
der Brockmanngasse
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918