Page - 56 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
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56 Bereits mit Kriegsbeginn im Juli 1914 wurden erste Mitglieder des Lehrkörpers
zu den Waffen gerufen. Am 7. August 1914 erging ein Schreiben der Statthal-
terei an das Rektorat der Technischen Hochschule, in dem dieses aufgefordert
wurde, umgehend einen Ausweis über die anlässlich der allgemeinen Mobili-
sierung einberufenen staatlich besoldeten Personen vorzulegen. Das Rektorat
kam dieser Aufforderung bereits am 10. August nach und listete insgesamt 15
Personen auf, die tatsächlich mit der ersten Mobilisierung den Einberufungs-
befehl erhalten hatten. Darunter befanden sich sieben Diener, ein Gehilfe, die
Zeichnerische Hilfskraft Eduard de Buigne, der Konstrukteur Dr. Armin Schok-
litsch, die Assistenten Erwin Keller (Darstellende Geometrie), Karl Lidauer (Ana-
lytische Chemie und Organisch-technische Chemie) und Oskar Schreithofer
(Baukunst) sowie die Privatdozenten Dr. Hans Mohr (Mineralogie und Geologie)
und Dr. Roland Weitzenböck (Höhere Mathematik), wobei Mohr auch als Sup-
plent tätig war.73 Das sollte aber erst den Anfang einer Entwicklung markieren,
die rasch zu weitreichenden Einschränkungen in der Lehre führten.
Der Minister für Kultus und Unterricht verfasste am 5. September 1914
ein Rundschreiben, das auch an das Rektorat der Technischen Hochschu-
le erging. Darin führte er aus, dass ein großer Teil der Hörer und ein Teil der
Lehrkräfte sowie des wissenschaftlichen Hilfspersonales bereits im aktiven
Militärdienst stehe oder im Kriegshilfsdienst Verwendung finde, und darüber
hinaus an mehreren Hochschulen bereits Institutsräume und Vortragssäle zur
Benützung für militärische und humanitäre Zwecke bestimmt worden seien,
sodass damit zu rechnen sei, dass sich während der Dauer des Kriegszustan-
des der Tätigkeit der Hochschulen mannigfache Hindernisse entgegenstellen
werden. Es erscheine aber nicht wünschenswert, den wissenschaftlichen Un-
terrichtsbetrieb deshalb vollständig ruhen zu lassen. Vielmehr könne man mit
diesem wohl ohne wesentliche Verzögerung im Herbst 1914 beginnen. Das
Professorenkollegium wurde allerdings aufgefordert, die Frage zu prüfen, ob
die Aufrechterhaltung des vollen Unterrichtsbetriebes oder zumindest eines
Teiles desselben möglich sei oder ob Einschränkungen und Modifikationen
vorzunehmen wären. Gleichzeitig wurde ein Bericht über die Personalsituation
sowie die Raumsituation eingefordert. Dieser wurde am 29. September vorge-
legt und führte aus, dass der Unterricht in allen Fachschulen der Technischen
Hochschule Graz sowie in allen für die Staatsprüfungen „obligaten“ Fächern
rechtzeitig begonnen und weitergeführt werden könne. Folgende Ausnahmen
wurden allerdings angemerkt:
In der Bauingenieurschule fehlte an der Lehrkanzel für Wasserbau der Kon-
strukteur Dr. Armin Schoklitsch, für den man einen Supplenten benötigte.
Schoklitsch wurde übrigens bereits am 4. Februar 1915 als Fähnrich des Tele-
graphen-Regiments vom Armee-Telegraphenchef mit der Silbernen Tapfer-
keitsmedaille ausgezeichnet und diente 1917 in St. Pölten in der k. u. k. Werk-
stätte für Radiostationen.74
Die Lehre während
des Ersten Weltkrieges
73 ATUG, Rektoratsakte 1162 ex 1914,
Schreiben vom 7. 8. beziehungsweise Antwort vom 10. 8. 1914.
74 ATUG, Rektoratsakte 82 ex 1917, Schreiben vom 31. 1. 1917.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918