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mend eng kooperierte, und wo auch die Wissenschaftler der chemisch-tech-
nischen Institute in enger Verbindung mit den militärischen Stellen standen.
Mehrere Labore der Wiener Technischen Hochschule wurden während des
Ersten Weltkrieges für Forschungs- und Entwicklungszwecke im militärischen
Bereich bis hin zur Entwicklung von Giftgasen zur Verfügung gestellt.169
In all diesen Bereichen war Graz eben Provinz. Dies aber weniger aufgrund
der Qualität und Güte der Lehrenden, sondern wohl viel eher aufgrund der
Tatsache, dass zwischen den zentralen Stellen des Kriegsministeriums und
der Heeresverwaltung auf der einen Seite sowie den benötigten Forschungs-
einrichtungen und Laboratorien an der Wiener Technischen Hochschule auf
der anderen Seite ganz einfach kürzere, direktere und einfacher zu adminis-
trierende Wege bestanden, abgesehen davon, dass die gemeinsame Stadt
natürlich auch viele Anknüpfungspunkte für persönliche Bekanntschaften
zwischen den einzelnen agierenden Personen bot.
Dessen ungeachtet wurde die Technische Hochschule in Graz währen der
Kriegsjahre aber immer wieder mit technischen und chemischen Gutachten
betraut. Die Kärntner Landesregierung fragte zum Beispiel am 25. Juni 1915
beim Rektorat an, ob nicht ein Sachverständiger der Grazer Technischen
Hochschule nach Klagenfurt entsendet werden könne, da man ein Projekt
zur Errichtung einer Anlage zur Erzeugung von flüssiger Luft, flüssigem und
gasförmigem Sauerstoff und Stickstoff zu behandeln habe. Franz von Hem-
melmayr-Augustenfeld, selbst Sohn eines Offiziers und zu diesem Zeitpunkt
a. o. Professor für Chemische Technologie, erklärte sich bereit, das Amt dieses
Sachverständigen zu übernehmen.170
Franz Josef Hemmelmayr Edler von Augustenfeld wurde am 4. Dezember
1869 als Sohn eines Offiziers in Graz geboren. Er studierte, nachdem er die
Oberrealschule im Graz absolviert hatte, ab dem Wintersemester 1887/1888
zwei Jahre an der Technischen Hochschule in Graz und anschließend an der
Universität Prag. Dort war er in den Jahren 1891 bis 1894 auch als Assistent
tätig. Als Privatdozent für Organische Chemie wirkte Hemmelmayr ab dem
Jahr 1901 an der Technischen Hochschule Graz, ab dem Jahr 1905 zusätzlich
als Honorardozent für Enzyklopädie der Chemie, und seit 1909 als Honorar-
dozent für Agrikulturchemie und organische Elementaranalyse. Weiters füllte
er seit 1912 einen Lehrauftrag für Chemische Technologie an der Universität
Graz aus. Er wurde dort auch a. o. Professor und wurde 1923 o. Professor für
organischer Chemie an der Technischen Hochschule in Graz.171
Doch zurück zum Ansuchen der Kärntner Landesregierung vom 25. Juni
1915. Die erwähnte Errichtung dieser Anlage könnte durchaus im Zusammen-
hang mit dem Ersten Weltkrieg gestanden haben. Mit dem Lieferausfall bei
169 Juliane MIKOLETZKY: „An der Seite der Heerführer steht der Ingenieur“. Hochschulen,
Technik und Krieg 1914-1918 am Beispiel der Technischen Hochschule in Wien.
In: Wirtschaft, Technik und das Militär 1914-1918. Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg.
Herausgegeben von Herbert Matis, Juliane Mikoletzky und Wolfgang Reiter (= Austria:
Forschung und Wissenschaft, Geschichte, Band 11), Wien 2014, S. 357 ff.
170 ATUG, Rektoratsakte 497 ex 1915, Schreiben vom 25. 6. und vom 4. 7. 1915.
171 Bernhard A. REISMANN: Franz Hemmelmayr von Augustenfeld, Typoskript, Graz 2017.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918