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Mehrere Dozenturen seien in diesem Zusammenhang neu zu schaffen, darun-
ter eine für die Sprache, Sitten und Gebräuche des bulgarischen Volkes, die
andere für Sprache, Sitten und Gebräuche des türkischen Volkes. Dadurch soll
es ermöglicht werden, daß die Hörer in zwei Jahreskursen (für Anfänger und
Vorgeschrittene) diese beiden Sprachen in einem für den Umgang mit den Be-
wohnern dieser Länder hinreichendem Maße erlernen können.232
Das Ministerium reagierte am 10. Mai 1916 und ersuchte um detaillierte An-
träge, aus welchen insbesondere die Kostenfrage mit Bestimmtheit zu ent-
nehmen wäre. Weiters wurde angeregt, die Kurse über Sprache, Sitten und Ge-
bräuche mit der Universität Graz gemeinsam abzuhalten, und diese nach Mög-
lichkeit auch weiteren, insbesondere kommerziellen Kreisen und in der Praxis
stehenden Technikern zugänglich zu machen, eventuell gegen Vorschreibung
einer Einschreibegebühr zur Honorierung der Dozenten.
Die Antworten aus Graz, datierend vom 17. Juli 1916, waren klar. So wurde
mitgeteilt, es empfehle sich, die Vorlesungen über türkische und bulgarische
Sprachen, Sitten und Gebräuche an der Technischen Hochschule abzuhalten,
da doch in erster Linie den Ingenieuren Gelegenheit gegeben werden sollte,
sich in den betreffenden Ländern zurechtzufinden. Hinsichtlich der Auswei-
tung auf andere Kreise stimmte man den Vorschlägen des Ministeriums voll-
kommen zu, und die Kosten wurden mit insgesamt 2.900 Kronen angegeben,
wobei die Kosten für die Sprachdozenten aus mehreren Gründen noch nicht
eingerechnet waren. Als „Zulassungsgebühr“ zu den Vorlesungen setzte man
20 Kronen an, wobei jedoch Hörern der Hochschule, der Universität sowie der
Handelsakademie und Offizieren der Zutritt frei zu gewähren wäre.233
Probleme ergaben sich allerdings bei der Suche nach geeigneten Dozenten
für die beiden Sprachen. Die Direktion der k. u. k. Konsularakademie in Wien
teilte dem Rektorat in Beantwortung einer entsprechenden Anfrage Mitte Juli
1916 mit, dass momentan wohl kein Dozent für türkische Sprache „zu bekom-
men“ sei. Gerade die tüchtigsten sind nämlich bei der letzten Nachmusterung
geeignet befunden worden, so daß - vorderhand - niemand in Vorschlag ge-
bracht werden könnte.
Was das Bulgarische anbelangt, ist wohl gegenwärtig niemand in Wien vor-
handen, der im Stande wäre, eine Dozentur für bulgarische Sprache zu über-
nehmen.234
Tatsächlich blieb es in weitere Folge bei diesen Vorschlägen aus Graz.
An eine Umsetzung war aufgrund des Kriegsverlaufes nicht mehr ernst-
haft zu denken.
232 ATUG, Rektoratsakte 332 ex 1916, Schreiben des Rektorats vom 16. 4. 1916.
233 ATUG, Rektoratsakte 431 ex 1916, schreiben des Ministeriums vom 10. 5. 1916
und Antwort vom 17. 7. 1916.
234 ATUG, Rektoratsakte 606 ex 1916, Schreiben der Konsularakademie vom Juli 1916,
sonst undatiert.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918