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Schluss des Wintersemesters 1916/1917 und nicht erst mit Ende des darauf
folgenden Sommersemesters die Prüfungen über den soeben vorgetragenen
Teil der Physik, die Mechanik und Optik, ablegen zu dürfen, da viele von ihnen
vor der Musterung standen und höchstwahrscheinlich bald darauf zum Mili-
tärdienste einrücken dürften… . Auslöser für dieses Gesuch war die kurz zu-
vor kundgemachte Musterung des Jahrganges 1899 gewesen, und Professor
Franz Streintz befürwortete dieses Gesuch seiner Studenten wärmstens. Auch
im Professorenkollegium wurde dieses Ersuchen einstimmig befürwortet.248
Ein Studierender, dem später eine ganz besondere Karriere beschieden
sein sollte, ersuchte im November 1917 um eine Erleichterung an. Es handelte
sich um den nachmaligen Gründer der „AVL Graz“, Hans List, der als Hörer der
Maschinenbauschule im Militärdienst stand und nun darum ersuchte, ihn bei
Nachsicht der Frequenz von drei Semestern zur Ersten Staatsprüfung aus dem
Maschinenbaufach zuzulassen. List hatte das Wintersemester 1914/1915
noch mit Auszeichnung absolviert und war am 15. Februar 1915 zum aktiven
Militärdienst einberufen worden, wobei das Professorenkollegium das Ansu-
chen Lists Ende einstimmig befürwortete.249
Das Kriegsende mit Russland und der Durchbruch der österreichischen Ar-
mee an der Isonzofront im letzten Jahresdrittel 1917 brachte zunächst eine
gewisse Entlastung für das Heer mit sich, und das wirkte sich auch rasch auf
die Studierendenzahlen an der Technischen Hochschule in Graz positiv aus.
Grundsätzlich erteilte das Ministerium für Kultus und Unterricht im Einver-
nehmen mit dem Kriegsministerium und dem Ministerium für Landesverteidi-
gung bereits mit Erlass vom 15. Jänner 1918 mehrere Erleichterungen für in
militärischer Dienstleistung stehende Hochschüler. Verfügt wurden diese Er-
leichterungen mit Rücksicht auf die lange Dauer des gegenwärtigen Krieges …
aus kulturellen und volkswirtschaftlichen Rücksichten, dann zur Wahrung der
persönlichen Interessen… der kriegsdienstleistenden Studenten.
Diese Erleichterungen bezogen sich unter anderem auf die Inskription. So
war es eingerückten Studierenden nunmehr möglich, ohne militärbehördliche
Bewilligung zu inskribieren sofern sie zu Hochschulstudien beurlaubt wurden
beziehungsweise in einer Hochschulstadt militärisch eingeteilt waren, wobei
sie beim Nachweis, tatsächlich sechs Wochen pro Semester an den Vorlesun-
gen teilgenommen zu haben, auch eine Frequenzbestätigung erhielten.
Zur Vorbereitung und Ablegung von Prüfungen oder zur Absolvierung ei-
nes Studiensemesters wurde den Studierenden unter bestimmten Umstän-
den vom jeweiligen Einheitskommandanten ein einmaliger Urlaub von bis zu
vier Wochen für Prüfungen beziehungsweise bis zu zwölf Wochen für Studien
genehmigt. Ausgenommen von dieser neuen Regelung waren Gagisten oder
248 ATUG, Rektoratsakte 76 ex 1917, Schreiben vom 24. 1. und vom 31. 1. 1917.
249 ATUG, Rektoratsakte 828 ex 1917, Schreiben des Rektorats vom 29. 11. 1917.
und Rektoratsakte 446 ex 1915, Schreiben des Militärkommandos Graz vom 15. 6. 1915.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918