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Ebenso an das Professorenkollegium weitergeleitet wurde vom Rektorat der
Technischen Hochschule Graz ein Schreiben des Ministeriums für Kultus und
Unterricht vom 2. Dezember 1915, demzufolge ohne Verzug festzustellen
war, ob und welche Waschkessel, Wasserschiffe und Herde, Wasserbehälter
und Badewannen aus Kupfer und einfache Griff- oder Schutzstangen aus
Messing im Gebäude der Technischen Hochschule vorhanden waren, um diese
eventuell zur Munitionserzeugung abmontieren und verwenden zu können.273
Das Ergebnis des Rundschreibens war ernüchternd: Professor Andreasch gab
an, noch einen Messingleuchter im Gewicht von 500 Gramm im Wert von 4 Kro-
nen 25 Heller abgeben zu können.274 Lediglich Professor Ettingshausen hatte
erneut bedeutendere Mengen abzugeben, insgesamt 30 Kilogramm Messing
und etwa 50 Kilogramm Kupferdrähte.275
Am 16. März 1916 forderte das Ministerium für Kultus und Unterricht das
Rektorat erneut auf, Gegenstände aus Kupfer, Bronze und Messing an das Ar-
tillerie-Zeugsdepot in Wien abzuliefern, um daraus Munition erzeugen zu kön-
nen. Eine Umfrage unter den Professoren ergab diesmal einen Kupferkessel,
einen Kübel, eine Trockenkasten und zwei Kabel mit einem Gewicht von insge-
samt 63 ½ Kilogramm Kupfer.276 Mehr war zu diesem Zeitpunkt an der Tech-
nischen Hochschule in Graz einfach nicht mehr vorhanden beziehungsweise
verfügbar. Dennoch wurde das Rektorat am 30. Juni 1916 vom Minister für
Kultus und Unterricht darüber verständigt, dass nunmehr alle entbehrlichen
Metallgeräte im Sinn der einschlägigen Kundmachungen, und zwar soweit sie
entbehrlich und ohne unverhältnismässige Kosten ersetzbar sind … entweder
an die Einkaufsstellen der Metallzentrale A.G. freihändig zu veräußern oder an
die gem. § 6 der Min. Verordnung vom 23. September 1915, R. G. Bl. Nr. 283, zu
errichtenden, ab 18. Juli 1916 in jeder Gemeinde amtierenden Übernahmskom-
missionen abzugeben sein werden.
Diese Weisung beschränkte sich auf die Gegenstände der inneren Einrich-
tung und der wissenschaftlichen Ausstattung sowie auf jene Gegenstände,
die sich als Betriebsmittel eines im Gebäude befindlichen Dienst- und An-
staltsbetriebes darstellten. Türklinken und Fenstergriffe waren als Bestand-
teile des Gebäudes anzusehen, Luster und Lampen waren ebenso von der Ab-
lieferung ausgenommen, nicht jedoch einfache Messingleuchter.277
Zumindest die angedachte Auswechslung der kupfernen Blitzableiter der
staatlichen Gebäude wurde im Jänner 1918 gestoppt, da die Freigabe von
verzinkten Eisenkabeln als Ersatz dafür mit Note des Militärkommandos Graz
vom 15. Dezember 1917 eingestellt worden und daher kein Ersatz für die ab-
zumontierenden Blitzableiter gewährleistet erschien.278
273 ATUG, Rektoratsakte 1103 ex 1915, Schreiben des Ministeriums für Kultus und Unterricht
vom 2. 12. 1915 und des Rektorats vom 6. 12. 1915.
274 ATUG, Rektoratsakte 1139 ex 1915, Schreiben vom 14. 12. 1915.
275 ATUG, Rektoratsakte 1164 ex 1915, Schreiben vom 20. 12. 1915.
276 ATUG, Rektoratsakte 264 ex 1916, Schreiben vom 20. 3. und vom 30. 3. 1916
sowie Rektoratsakte 441 ex 1916, Schreiben vom 21. 7. 1915
277 ATUG, Rektoratsakte 539 ex 1916, Schreiben vom 30. 6. und vom 12. 7. 1916.
278 ATUG, Rektoratsakte 128 ex 1918, Schreiben der Statthalterei vom 31. 1. 1918.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918