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Eine der ersten Folgen dieser neuen Haltung war, dass der Antrag auf eine
außerordentliche Dotation in der Höhe von 3.500 Kronen für die Ausgestal-
tung der Laboratoriums an der Lehrkanzel für Chemie vom Ministerium am 19.
Oktober 1914 ablehnend beschieden wurde.324
Mit Erlass des Ministeriums für Kultus und Unterricht vom 17. August
1915, Zahl 1984 K.U.M., standen für das erste Semester des Budgetjahres
1915/1916 dann nur noch 50% der ordentlichen Kredite des Vorjahres zur
Verfügung, und innerhalb derselben waren auch eventuell hinzukommende
neue Erfordernisse abzudecken, sofern sie sich als unabweisbar darstellten.
Extraordinalkredite durften zur Bedeckung der Ordinalerfordernisse ebenso
nicht herangezogen werden. Dabei argumentierte man mit dem mittlerweile
ohnedies durch Einziehungen zum Militärdienst und Raumbelegungen für Mili-
tär- und Spitalszwecke eingeschränkten Studienbetrieb.325
Beim Personal, insbesondere den Hausdienern, kam es zwar bereits im Jahr
1914 durch Einrückungen zu Engpässen, doch wirklich prekär wurde die Lage
an der Technischen Hochschule in Graz erst im Frühsommer 1915. Hausdie-
ner Josef Müllner wurde am 13. Juni 1915 bei der Musterung in Eggenberg als
geeignet für den Landsturmdienst mit Zuteilung zur Landwehr befunden und
sollte schon am 21. Juni 1915 beim k. k. Landwehrergänzungsbezirkskomman-
do Graz zur Dienstleistung einrücken. Bereits am Tag nach der Musterung un-
terfertigte Rektor Oskar Peithner von Lichtenfels ein Enthebungsgesuch für
ihn und führte darin aus:
Da der erste Hausdiener im Militärdienste steht, der zweite an Rheumatismus
krank darnieder liegt, ist MÜLLNER der einzige mit den Einrichtungen der Hoch-
schulgebäude vertraute und für die Hausdienergeschäfte geeignete Diener, der
umsoweniger entbehrt werden kann, da er auch die verschiedensten Reparatu-
ren insbesondere am Mauerwerke der Hochschulgebäude durchzuführen hat.
Er kann durch keinen der übrigen Diener der Hochschule, deren jeder in sei-
ner Verwendung vollauf in Anspruch genommen ist, ersetzt werden, zumal
diese ohnedies 4 im Kriegsdienste stehende Diener zu vertreten haben.
Müllner wurde bis auf Weiteres tatsächlich vom Landsturmdienst enthoben.326
Hinsichtlich der Hochschuldiener machte sich also bereits gegen Ende des
ersten Kriegsjahres ein eklatanter Personalmangel bemerkbar, und daher war
es auch nicht verwunderlich, dass um die Belassung jedes weiteren Dieners
schon seit Kriegsbeginn gekämpft wurde. So wurde der landsturmpflichtige
Diener Josef Thaler zum Beispiel nach Ersuchen des Rektorats bereits am 13.
August 1914 vom k. u. k. Militärkommando Graz enthoben und konnte seine
Arbeit an der Hochschule wieder aufnehmen.327 Diener August Stopper, der an Engpässe beim
Hauspersonal
324 ATUG, Rektoratsakte 1395 ex 1914, Schreiben vom 19. 10. 1914.
325 ATUG, Rektoratsakte 780 ex 1915, Schreiben vom 5. 9. 1914.
326 ATUG, Rektoratsakte 484 ex 1915, Schreiben vom 14. 6. 1915 und vom 25. 6. 1915.
327 ATUG, Rektoratsakte 1175 ex 1914, Schreiben des Militärkommandos Graz vom 13. 8. 1914.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918