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ließen, dass mit diesen bis zu den Osterferien im April noch weiter geheizt
werden könne, weshalb der Unterricht am 22. Februar wieder aufgenommen
worden sei, selbstverständlich auch weiterhin unter tunlichster Sparung mit
Beheizung und Beleuchtung… .344
Im Kriegswinter 1917/1918 sollte es aber noch um vieles schlimmer kom-
men. Bereits Ende Juni 1917 wies das Ministerium für Kultus und Unterricht
darauf hin, dass durch die weiter stark sinkende Leistungsfähigkeit der in-
ländischen Kohlengruben sowie durch den Rückgang bei der Einfuhr auslän-
discher, insbesondere oberschlesischer Kohle, umgehend zu berichten sei,
welche Kohlenmengen zur Beheizung der staatlichen Behördengebäude und
Anstalten im kommenden Winter unbedingt notwendig sei, wobei man nur die
unumgänglich zu beheizenden Räumlichkeiten aufzulisten habe.
Dem Antwortschreiben des Rektorats an die Statthalterei vom 3. Juli 1917
ist zu entnehmen, dass man für die Heizperiode 1917/1918 mit einer Quantität
von 8.000 Meterzentnern345 Kohle, also 800 Tonnen, und zwar je zur Hälfte Tri-
failer Glanz-Stückkohle sowie Braunstückkohle, zu rechnen habe, wobei man
aufgrund des langfristigen Durchschnitts und der Erfahrungen der vergange-
nen Jahre zwar einen langen und strengen Winter, aber auch die sparsamste
Beheizung der Räume kalkuliert habe. In der vergangenen Heizperiode habe
man im Hauptgebäude 6.200 Meterzentner Kohle benötigt, im Chemie-Labo-
ratoriumsgebäude 1.400 Meterzentner, im Dietrichstein´ schen Stiftungshaus
200 Meterzentner und im Haus Maiffredygasse 2, wo die zoologische Lehr-
kanzel damals untergebracht war, 200 Meterzentner. Der Bericht des Rektora-
tes an die Statthalterei endete mit den Worten: Das unterzeichnete Rektorat
stellt anschließend hieran die dringende Bitte, die ungeschmälerte Zuteilung
der errechneten Kohlenmenge … für die Technische Hochschule erwirken zu
wollen.346
Vorbeugend teilte das Ministerium für öffentliche Arbeiten Anfang Juli 1917
den Entwurf einer Verordnung mit, der zufolge aufgrund der Kohlenknappheit
der Unterricht an allen Hochschulen vom 23. Dezember 1917 bis zum 31. Jän-
ner 1918 einzustellen war. Die Veranstaltungen von Festen, Akademien und
dergleichen sollte vom 15. Oktober 1917 bis zum 15. April 1918 überhaupt
gänzlich unterbleiben.347
Bei der an der Technischen Hochschule vor allem verwendeten untersteiri-
schen Trifailer Kohle verhielt es sich so, dass die Gesamtproduktion im dorti-
gen Revier von 10,1 Millionen Meterzentnern im Jahr 1914 bis 1916 sogar noch
auf 12 Millionen Meterzentner gesteigert werden konnte. Danach aber kam es
zu einem Einbruch in der Produktion, die bis 1918 immer weiter absank.348
344 ATUG, Rektoratsakte 145 ex 1917, Schreiben der Statthalterei vom 22. 2. 1917.
345 800 Tonnen, der Meterzentner zu 100 Kilogramm gerechnet.
346 ATUG, Rektoratsakte 55 ex 1917, Schreiben des Ministeriums für Kultus und Unterricht
vom 25. 6. 1917 und des Rektorats vom 3. 7. 1917.
347 ATUG, Rektoratsakte 606 ex 1917, Verordnungsentwurf aus dem Juli 1917.
348 Martin MOLL: Die Steiermark im Ersten Weltkrieg. Der Kampf im Hinterland ums
Überleben 1914 - 1918 (= Veröffentlichungen der Historischen Landeskommission
für Steiermark Band 43), Graz 1914, S. 118.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918