Page - 247 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg

247 Auch die Technischen Hochschulen sind Schöpfungen der Regierung Kaiser Franz Josefs I. Indem ihnen, wie den Universitäten, Lehr- und Lernfreiheit und die notwendige Autonomie verliehen wurde, haben sie die Grundlage für ein reges Geistesleben und dadurch erst ihres gewaltigen Aufschwunges erhal- ten. Unsere Hochschule erfuhr besondere Förderung durch die Übernahme in die Staatsverwaltung im Jahre 1874, mit der eine namhafte wissenschaftliche Ausgestaltung Hand in Hand ging, und durch die Errichtung des Neubaues. In huldvoller Weise hat der Kaiser seine Anteilnahme an dem Geschicke unserer Hochschule bekundet durch die persönliche Anwesenheit bei der Eröffnung des neuen Hauptgebäudes 1888. Ein Gefühl aufrichtiger Verehrung erfüllt uns beim Ende eines so ehrwürdigen Lebens: Es war immer von edler, ungesuchter Einfachheit, mildtätig, gerecht, ritterlich, streng in den Anforderungen an sich. Das Pflichtgefühl und seine deutsche Treue, dieses Banner hielt er fest, bis der unerbittliche Tod es aus seinen erkalteten Händen nahm! Der verklärte Kaiser lebt in uns fort in den Früchten seines edlen Waltens. Wir wollen seinem Andenken eine hehre Huldigung bereiten, indem wir auch fürderhin voll Pflicht- treue unsere besten Kräfte einsetzen für unser Volk und Vaterland! Diese Trauerkundgebung wurde über Beschluss des Professorenkollegi- ums und der Dekane dem Statthalter zur Kenntnis gebracht, und zwar mit dem Ersuchen, diese und den Ausdruck schmerzlichster Trauer an die Stufen des Thrones gelangen zu lassen.441 Am 2. Dezember 1916 fand dann um 10 Uhr vormittags der Trauergottes- dienst im Grazer Dom statt, wozu man in Galauniform, mit Trauerabzeichen der ersten Hoftrauerklasse und schwarzen Handschuhen zu erscheinen hatte. Rektor und Dekane nahmen an diesem Gottesdienst teil.442 Rektor Fritz Postuvanschitz nahm im Übrigen als Vertreter der Technischen Hochschule Graz auch am Leichenbegängnis des Kaisers am 30. November 1916 in Wien teil.443 Diesbezüglich erging am 27. November 1916 telegrafisch die Anweisung, dass sich die Rektoren der Hochschule am 30. November vor- mittags zwischen 10 und 11 Uhr in Galauniform mit Trauerabzeichen und Kette im Unterrichtsministerium einzufinden hätten.444 441 Grazer Tagblatt, Nr. 326/1916, 24. 11., S. 2. 442 ATUG, Rektoratsakte 1114 ex 1916, Schreiben des Statthaltereipräsidiums vom 28. 11. 1916. 443 ATUG, Rektoratsakte 1087 ex 1916, Schreiben vom 25. 11. 1916. 444 ATUG, Rektoratsakte 1104 ex 1916, Telegramm vom 27. 11. 1916.