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262 Ähnlich lautete die Antwort auf die Ausschreibung einer Konstrukteurstelle
bei den Welser Titania-Werken, dem größten Produzenten von Kipp-Kochkes-
seln und Futterdämpfern, Schnelldampfwaschmaschinen und Wäscherollen,
im August 1916. Das Rektorat antwortete der Firma: Bei der gegenwärtigen
außerordentlich geringen Zahl der Hörer und insbesondere der Absolventen
der Maschinenbauabteilung ist es sehr fraglich, ob ein Bewerber sich melden
wird. Am Schwarzen Brett der Hochschule wurde die Ausschreibung dennoch
angebracht.471
Als am 29. März 1917 die Österreichisch-Ungarische Albatros-Flugzeugwer-
ke GmbH in Wien darauf hinwies, dass sie aus Mangel an jüngeren Arbeits-
kräften in den technischen Büros nicht abgeneigt wären, Hörer, wenn sie auch
bisher keine Praxis aufweisen, bei uns anzustellen, antwortete der Rektor am
1. April 1917:
Ich würde es begrüßen, wenn sich Bewerber fänden, hege aber geringe Hoff-
nung, daß im Hinblick auf die geringe Zahl der Hörer insbesondere der Absol-
venten die Ankündigung von Erfolg sein wird.472
Die Angehörigen der Technischen Hochschule in Graz leisteten während des
Ersten Weltkrieges einen ganz besonders hohen Blutzoll. Für die Technische
Hochschule in Wien ist bekannt, dass von den rund 2.500 einberufenen Studie-
renden des Sommersemesters 1914 insgesamt 270, also mehr als zehn Pro-
zent, ihr Leben lassen mussten.474 Genaue Vergleichszahlen für die Technische
Hochschule in Graz liegen nicht vor. Geht man aber von 400 im Feld stehenden
Studenten mit Jahresende 1914 aus und rechnet man die später einberufe-
nen mit etwa 200 dazu, also von 600 Studenten, und nimmt man die sicher
bekannten gefallenen Studenten mit 70 Personen an, so kommt man für die
Technische Hochschule in Graz auf einen Prozentsatz von rund 12 Prozent.
Sollte die Zahl der Einberufenen bei 700 gelegen habe, erreicht man ebenso
rund 10 Prozent und damit etwa das Wiener Niveau.
Aufgrund der sicher zu erhebenden Fakten ergab sich hinsichtlich der Zuge-
hörigkeit der gefallenen Studenten an der Technischen Hochschule in Graz in
Bezug auf ihre Studienrichtung folgendes Ergebnis:
471 ATUG, Rektoratsakte 714 ex 1916, Schreiben vom 16. 8. und vom 15. 9. 1916.
472 ATUG, Rektoratsakte 264 ex 1917, Schreiben vom 29. 3. und vom 1. 4. 1917.
473 Beschrieben werden hier in Kurzbiografien all jene Personen, die auf der Gedenktafel der
Technischen Universität Graz im Hauptgebäude der Alten Technik vermerkt sind, wobei
sich darauf Studenten und Absolventen finden. Auch diese trägt ja die Aufschrift
„Unseren gefallenen akademischen Mitbürgern“. Weiters werden auch jene gefallenen
Studenten behandelt, die zwar bekannt sind, aber nicht auf der Gedenktafel verewigt wurden.
474 Heinrich SEQUENZ (Hg.): 150 Jahre Technische Hochschule Wien 1965, Band 1,
Geschichte und Ausstrahlung, Wien 1965, S. 92.
Die Gefallenen der
Technischen Hochschule473
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918