Page - 301 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
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beliebten Idee blieb dem wirtschaftlich bedrängten Ständestaat Mitte der
1930er-Jahre vorbehalten, aber auch diese Phase dauerte nicht lange und
überlebte das Jahr 1937 nicht.
Wie „gründlich“ die staatliche Verwaltung auch Mitte des vierten Kriegsjahres
noch arbeitete, verdeutlicht ein Schreiben der k. k. steiermärkischen Statt-
halterei an das Rektorat vom 15. Juni 1917. Da teile man diesem mit, dass das
Ministerium für Kultus und Unterricht im Einvernehmen mit dem Ministerium
für öffentliche Arbeiten laut Erlass vom 5. Mai 1917, Zl. 7538 eröffnet habe,
daß die Unternehmung L. Beer´s Witwe in Holleschau sich bei Lieferungen von
Flanellunterhosen für die Heeresverwaltung als unsolid und unverlässlich im
Sinne des § 34, Absatz 2 der Gesamtministerialverordnung vom 3. April 1909,
R. G. Bl. Nr. 61, betreffend der Vergebung staatlicher Lieferungen und Arbeiten
erwiesen habe, weshalb dieselbe von der Berücksichtigung bei der Zuschlags-
erteilung hinsichtlich ihrer Anbote für die dem k. k. Ministerium für Kultus und
Unterricht unterstehenden Schulen, beziehungsweise sonstigen Anstalten bis
auf weiteres auszuschließen sein wird.
Welchen Zusammenhang die unsolide und unzuverlässliche Lieferung von
Flanellunterhosen auf die laufenden Geschäfte der Technischen Hochschule
in Graz habe könnte, verheimlichte dieser Ukas allerdings, weshalb Sekretär
Josef Piswanger und Rektor Fritz Postuvanschitz am 22. Juni 1917 auf diesem
Aktenstück auch nur handschriftlich vermerkten: Zur Kenntnis.576
Bis zum Studienjahr 1914/1915 war es üblich gewesen, den Studierenden
während der Faschingstage eigene Ferien zu gewähren. Diese Vergünstigung
entfiel nun auf Beschluss des Professorenkollegiums am 6. Februar 1915 erst-
mals. Am 15., 16. und 17. Februar 1915 fanden daher die Vorlesungen im nor-
malen Umfang statt, was am Schwarzen Brett kundgemacht wurde.577
Protest gegen diesen Beschuss legte zunächst Professor Franz Streintz
ein, der am Erscheinen bei der Sitzung des Kollegiums verhindert gewesen
war. Er führte dem Rektor gegenüber aus: Ich mache darauf aufmerksam, daß
diese Ferien gesetzlich festgelegt sind. Nach meinem Ermessen ist es außer-
halb des Wirkungskreises des Professorenkollegiums gelegen, gesetzlich be-
stimmte Ferien aufzuheben.
Rektor Oskar Peithner von Lichtenfels antwortete darauf, Streintz könne
seinen Protest entweder in der kommenden Sitzung wiederholen, oder aber
diesen mittels Rundschreibens des Rektorats allen Mitgliedern des Kollegi-
ums zukommen lassen.578
576 ATUG, Rektoratsakte 515 ex 1917, Schreiben der Statthalterei vom 15. 6. 1917.
577 ATUG, Rektoratsakte 112 ex 1915, Schreiben vom 9. 2. 1915.
578 ATUG, Rektoratsakte 123 ex 1915, Schreiben vom 10. 2. und vom 11. 2. 1915. Keine Flanellunterhosen
für die Technische
Hochschule in Graz
Entfall der
Faschingsferien
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918