Page - 302 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
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302 Im Februar 1916 wiederholte sich diese Diskussion, nachdem ein Mitglied des
Professorenkollegiums angeregt hatte, die Faschingsferien mit Rücksicht auf
den späteren Beginn des Studienjahres ausfallen zu lassen. Sowohl aus die-
sem Grunde sowie mit Rücksicht auf die gegenwärtige ernste Zeit erlaube ich
mir, die Anregung zu befürworten und ersuche ich um einen diesbezüglichen
Beschluß teilte der Rektor dem Professorenkollegium am 25. Februar 1916
mit. Erneut trat lediglich Professor Streintz mit demselben Argument wie im
Vorjahr gegen die Sistierung dieser Ferien auf. Vom 6. bis 8. März 1916 fanden
daher die Vorlesungen regulär statt.579
Streintz hatte allerdings auf seinem Standpunkt beharrt, am 28. Februar
ein Schreiben an den Rektor verfasst und diesen ersucht, seine Meinung dem
Ministerium mitzuteilen. Rektor Adolf Klingatsch antwortete Streintz am 29.
Februar, teilte ihm mit, dass er sein Schreiben an das Ministerium weiterleiten
werde, er es aber für geboten halte, ehe ihr Schreiben an das Ministerium wei-
tergeleitet wird, in der noch vor den Osterferien stattfindenden Sitzung die
Meinung des Professorenkollegiums einzuholen.
Am 17. März 1916 berichtete Rektor Klingatsch dann an das Ministerium
über den gesamten Fall, legte das Schreiben Professor Streintz´ und das Pro-
tokoll der Professorenkollegiums-Sitzung vom 9. März 1916 bei und ersuchte
im Namen des Kollegiums um die Klärung der Frage, ob das gewählte Vorge-
hen gesetzeskonform gewesen sei oder nicht.580 Eine Antwort des Ministeri-
ums auf diese Frage hat sich im Archiv der TU Graz leider nicht erhalten.
Wohl aber ist bekannt, dass die Faschingsferien des Jahres 1918 auf Be-
schluss des Professorenkollegiums inzwischen ohne Diskussion entfielen und
die Osterferien ebenso auf die Tage vom 28. März bis zum 1. April verkürzt
wurden, um den durch die Kohlensperre eingetretenen Ausfall an Vorlesungen
bei den Semestralgegenständen teilweise zu decken.581
Ein Aspekt der neuen, technisierten Kriegsführung des Ersten Weltkrieges
war der Luftkrieg, der die Schrecken dieses Krieges mittels Bombenangriffen
auch in die Städte fernab der eigentlichen Front trug. Bereits im Dezember
1916 hatte Statthalter Manfred Clary von Aldringen auf die Möglichkeit einer
solchen Bedrohung auch für die Stadt Graz hingewiesen und Verhaltensre-
geln für die Bevölkerung ausgegeben, die von den Grazerinnen und Grazern
aber weitgehend ignoriert oder bald wieder vergessen wurden. Tatsächlich
meldete eine obersteirische Fliegerbeobachtungsstation am 30. August 1917
abends nach Graz, dass im Raum Bruck an der Mur feindliche Flugzeuge gesich-
tet worden seien, und binnen weniger Minuten wurde über die Grazer Stadt-
telefonzentrale der erste Fliegeralarm in der Geschichte der Stadt ausgelöst.
Verhalten bei feindlichen
Fliegerangriffen
579 ATUG, Rektoratsakte 142 ex 1916, Schreiben vom 25. 2. 1916 und Rundschreiben vom selben Tag.
580 ATUG, Rektoratsakte 156 ex 1916, Schreiben vom 28. 2. und vom 17. 3. 1916.
581 ATUG, Rektoratsakte 137 ex 1918, Schreiben vom 5. 2. 1918.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Title
- „ In diesen schweren Tagen“
- Subtitle
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Author
- Bernhard Reismann
- Editor
- Technische Universität Graz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Categories
- Geschichte Nach 1918