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Nach 1918
Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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38 Francesco Caccamo druck gebracht hatte. Dass Tittoni die „vorgeschriebene“ Unabhängigkeits- lösung für Österreich schlussendlich unterschrieb, ist eher dem Druck der französischen Delegation als seiner eigenen Überzeugung zuzuschreiben. Abgesehen von der Abtretung des Trentinos und Südtirols an Italien und von der entsprechenden Festlegung der Grenze an der Wasserscheide in den Alpen brachte die österreichische Unabhängigkeit nämlich auch gewisse Vor- teile mit sich, die ebenfalls in dem bereits zitierten Artikel 88 festgeschrie- ben waren. Durch diese Klausel wurde das bereits in Versailles verhängte Anschlussverbot bekräftigt. In dieser Hinsicht schob man der Expansion Deutschlands bis hin zu den italienischen Grenzen einen Riegel vor: Das war genau jenes Szenario, das Sonnino damals so sehr in Angst versetzt hatte, während die politischen Vertreter anderer Länder gleichgültig blieben oder dies sogar bereitwillig unterstützten. Darüber hinaus schloss diese neue Ord- nung zum ersten Mal eine Garantie mit ein, um die Gefahr einer Donaufö- deration, vor der die Pressegruppe des „Corriere della Sera“ so oft gewarnt hatte, abzuwenden. Durch die österreichische Unabhängigkeit war nämlich die Möglichkeit einer Vereinigung der Nachfolgestaaten der Habsburgermo- narchie ausgeschlossen. Zum Verständnis der Reaktionen, die der Artikel 88 bei der italieni- schen Führungsschicht auslöste, scheint die umfassende Analyse von Giu- seppe Antonio Borgese, Journalist des „Corriere della Sera“ und einer der Hauptakteure der italienischen Nationalitätenpolitik, besonders geeignet zu sein. Er schrieb in einem langen Brief an Albertini: Der Art. 88 des Friedensvertrags mit Österreich stellt sich als eine unerwar- tete und doch logische Folge der vom Corriere initiierten Kampagne heraus. Dadurch wird Österreich nicht nur der Anschluss an Deutschland, sondern auch jeglicher Beitritt zur Donauföderation untersagt […]. Frankreich wird immer dann eingreifen, wenn die „Gefahr“ einer österreichisch-deutschen Vereinigung besteht. Dennoch verfügt Italien über die Mittel, um jederzeit einzugreifen, dort wo die Gefahr einer Donauföderation mit Österreich als Mitglied besteht. Während Frankreich Österreich die Liebesehe verbietet, so verbietet ihm Italien die Zwangsehe […].29 29 Borgese an Albertini, 4. September 1918, in: Albertini, Epistolario III 1276 f. (doc. 1078). In der Fußnote stellt man fest, dass Borgese das Wort „Gefahr“ in Bezug auf den Anschluss
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Title
Die schwierige Versöhnung
Subtitle
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Authors
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Editor
Karlo Ruzicic-Kessler
Publisher
Bozen-Bolzano University Press
Location
Bozen
Date
2020
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Size
16.0 x 23.0 cm
Pages
616
Keywords
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Categories
Geschichte Nach 1918
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