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Alcide De Gasperi und die österreichische Politik vom Reich bis zum „Anschluss“
und Parteivorsitzender der Partito Popolare im Konflikt mit dem Faschismus
erlitt“22.
Die akademisch-katholische Verbindung „Norica“, die 1883 gegründet
wurde und noch heute besteht, strebte seit Anbeginn ihrer Tätigkeiten ein
enges Verhältnis zu katholischen Studentenverbindungen anderer Nationen
an – darunter auch zur italienischen katholischen Verbindung23. Zu den Auf-
gaben der „Norica“ zählte natürlich in erster Linie die politisch-kulturelle
Ausbildung der katholischen Studenten, welche die neuen christlich-sozialen
politischen Kräfte der Zukunft darstellten. Zu diesem Zweck wurden Tref-
fen, Vorträge und akademisch-wissenschaftliche Abendveranstaltungen ab-
gehalten: Die „Debattierabende“ im Restaurant „Milzko“ am Schottentor und
die „Junge-Entenabende“, welche die 1894 unterbrochene Tradition der „En-
tenabende“ des Freiherrn von Vogelsang fortsetzten, sowie jene zu Beginn
des 20. Jahrhunderts, als auch De Gasperi teilnahm, fanden im Lokal „Tabak-
pfeife“ in der Goldschmiedgasse statt24. Sehr eng war auch die Verbindung
zur „Leo-Gesellschaft“, eine Art akademische Parteischule, die 1892 von
Franz Martin Schindler zur Verstärkung der wissenschaftlichen Tätigkeiten
des katholischen Lagers gegründet worden war. Schindler war der wichtigste
katholische Denker seiner Zeit und Nachfolger Vogelsangs, er wirkte an den
vorbereitenden Arbeiten zur Enzyklika „Rerum Novarum“ mit und war Mit-
glied der „Norica“. Die bei den Treffen der „Leo-Gesellschaft“ behandelten
Themen betrafen öffentliche und aktuelle Angelegenheiten, insbesondere die
christliche Sozialreform. Es waren die gleichen Thematiken, die im Rahmen
der Abendveranstaltungen der italienischen katholischen Verbindung be-
handelt wurden. Die Themen der von „Norica“ und „Leo-Gesellschaft“ or-
ganisierten Vorträge waren sehr häufig identisch mit jenen der Vorträge De
22 Friedrich Funder, Das weiß-blau-goldne Band. „Norica“: Fünfzig Jahre Wiener ka-
tholischen deutschen Farbstudententums (Innsbruck–Wien–München 1933) 72. Zu den Wie-
ner Kontakten über Norica siehe außerdem Adam Wandruszka, De Gasperi e il movimento
cristiano in Austria, in: De Gasperi e il Trentino, hrsg. von Canavero, Moioli 225–236. Zur
Norica siehe Moser, Die Katholisch Akademische Studentenverbindung Norica 76–198.
23 Ebd. 144. An der Weihnachtscommers der Norica, Mitte Dezember 1901, beteilig-
ten sich auch Vertreter der italienischen Union. Siehe Weihnachtscommers der Norica, in:
Reichspost (13. Dezember 1901).
24 Funder, Das weiß-blau-goldne Band 63.
Die schwierige Versöhnung
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
- Title
- Die schwierige Versöhnung
- Subtitle
- Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
- Authors
- Andrea Di Michele
- Andreas Gottsmann
- Luciano Monzali
- Editor
- Karlo Ruzicic-Kessler
- Publisher
- Bozen-Bolzano University Press
- Location
- Bozen
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-88-6046-173-5
- Size
- 16.0 x 23.0 cm
- Pages
- 616
- Keywords
- 20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
- Categories
- Geschichte Nach 1918