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Nach 1918
Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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51 Alcide De Gasperi und die österreichische Politik vom Reich bis zum „Anschluss“ Scheicher aus St. Pölten. Es handelte sich um eine extrem heterogene Grup- pierung, die von antiliberalem und antisemitischem Gedankengut geprägt war (ein Antisemitismus, der in erster Linie antikapitalistisch war) und zu der neben Karl von Vogelsang, dem Herausgeber der Tageszeitung „Das Va- terland“, auch Karl Lueger gehörte. Zwischen 1887 und 1888 verbuchten die „Vereinigten Christen“ beachtliche politische Erfolge in Wien und Niederös- terreich. De Gasperi schrieb: Kurz nach 1900 schien der Liberalismus den höchsten Punkt auf der Parabel erreicht zu haben und dann begann der Abstieg. Er hatte in dem berühmten Freiherrn Vogelsang einen theoretischen, fürchterlichen Gegenspieler gefun- den, der […] die Prinzipien einer christlich-sozialen Reform predigte […] Aus seiner Schule kamen dann all die Politiker und die Agitatoren hervor, die die christlich-soziale Bewegung in Gang setzten und anführten.30 Sich auf die „Vereinigten Christen“ beziehend, fuhr De Gasperi in seinem Artikel mit einer enthusiastischen Beschreibung von Lueger fort: Wer all diese ungleichartigen Elemente zu bündeln wusste und sie zum Sieg führte, war Dr. Karl Lueger, ein großer Kenner der Seele des Volkes, ein Agi- tator mit hervorragenden strategischen Qualitäten, einer der besten Volksred- ner, die es heute in Österreich gibt, der mit seiner schönen und eindrucksvol- len Erscheinung, seiner Ironie und dem Scharfsinn der Kritik, die ihm von den Lippen floss, die Massen zum Aufstand hinriss. Der politische Sturz von Georg von Schönerer, Unterstützer des antihabsbur- gischen Pangermanismus und einer antisemitischen rassistischen Politik, hatte Lueger die Möglichkeit geboten, dessen politisches Erbe anzutreten, in- dem er die antisemitische Bewegung für seine Ziele gewinnen konnte und gleichzeitig begann, die Opposition gegen das herrschende Establishment in eine Richtung zu führen, die den Staat und die Habsburgerdynastie nicht miteinbezog. Aus diesem Jahr stammt auch die erste Definition von „christ- lich-sozial“ in Bezug auf die Wiener Opposition, wobei „christlich“ jedenfalls in erster Linie die Feindseligkeit gegenüber Juden meinte, ohne sich deswe- 30 Ebd. (Übers. d. Verf.)
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Title
Die schwierige Versöhnung
Subtitle
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Authors
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Editor
Karlo Ruzicic-Kessler
Publisher
Bozen-Bolzano University Press
Location
Bozen
Date
2020
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Size
16.0 x 23.0 cm
Pages
616
Keywords
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Categories
Geschichte Nach 1918
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