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VII.3 Oberösterreich: Freistadt – Bürgerspital (Kommentar Nr. 98–103)
Die Gründungsgeschichte des Spitals (Patrozinium Unser Lieben Frauen) in Freistadt
liegt weitgehend im Dunkel, weil durch den Stadtbrand 1507 die alten Stiftbriefe (nicht
aber die Urbare) vernichtet wurden. Lediglich von einer Erwähnung aus 1312 – ein ein-
gelegtes Blatt im ältesten Urbar von 13811 – wissen wir, worin der Spitalmeister neben
Gefällen unter anderem Einnahmen zum Jahrtag des Spitals und Schuldeintragungen
verbuchte2. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts muss das Freistädter Spital aber bereits ein
wichtiger Rechtsträger gewesen sein. Das vor der Stadt, im Bereich Böhmer Vorstadt (das
Böhmertor wurde 1351 Spitaltor genannt), gelegene Spital wurde 1426/1428 abgebro-
chen (im Zug der Auseinandersetzung mit den Hussiten zerstört), und zur Johannes-
kirche an der Linzer Straße, also südlich der Altstadt, verlegt (Profanierung 1789)3. Die
mit romanischem Langhaus und gotischem Chor versehene Johanneskirche (Johannes
der Täufer), deren Ursprung man aufgrund kunstgeschichtlicher Zuschreibungen im 12.
Jahrhundert vermutet, wird erstmals urkundlich 1378 erwähnt, 1385 stiftete Hans der
Tauscher (Grabstein) einen gotischen Chor mit tiefem 5/8-Schluss. Das neben der Kirche
errichtete Spital benutzte die Johanneskirche als Spitalkirche, ein Friedhof (1780 auf-
gelassen, 1830 wieder errichtet4) umgab diese Kirche, die in der Länge zwanzig Meter
und in der Breite neun Meter umfasste (Sakristei vermutlich aus dem 16. Jahrhundert).
Der Chor weist übermalte Bilder aus mittelalterlicher Zeit auf (Renovierungen sind für
1661 und 1745 belegt)5. Spärliche Nachrichten zum Spital liegen für die zweite Hälfte
des 15. Jahrhunderts vor, erst mit dem Urbar von 1510 gewinnt das Freistädter Spital an
Konturen: Ein relativ großer Eigenbesitz an kleineren Grundstücken (Lußen) und Wies-
flecken, daneben dienende Höfe und Zehente sind Teil der wirtschaftlichen Ausstattung
des Freistädter Spitals6. Die Amtsrechnung von 1597 wies 19 Untertanen aus7. Im 16.
Jahrhundert verfügte das Freistädter Spital über 52 Tagwerk Acker (ca. 30 Joch) und Wie-
sen zu 50 Fahrt Heu, weiters über 24 dienende Höfe und Geldzinse (1560 71 tl. 6 ß.
10 den.). Daneben gab es viele Stiftungen8 und einen eigenen Wald („Spitalschachen“)9.
Der heute zweigeschoßige, mit Walmdach versehene Meierhof des Spitals (Spittelhof,
Linzer Straße 34)10 hatte 1554 einen Viehbestand von zehn Kühen, zwei Ochsen, zwei
Stieren, weiters ein einjähriges Kalb, ein Kuhkalb, sieben Schweine, 13 Hühner und ei-
nen Hahn11. Die Spitalreform von 1545 nach der landesfürstlichen Visitation von 1544
enthüllte eine längere Mängelliste für das Freistädter Spital12, wobei die Reaktion seitens
der Stadt aufgrund von mangelnden Quellen unklar ist. Das Spital listet 1554 29 Insas-
sen (Edition Nr. 101, S. 811–813, hier 811) auf, 1653 22 Personen (Edition Nr. 99, S.
1 Alpi, Freistadt 42f.; Dies., Zur Geschichte. Der beste Überblick zum Freistädter Spital findet sich
immer noch in der Dissertation von Hildegard Alpi aus dem Jahr 1951.
2 Alpi, Freistadt 31.
3 Ebd. 52; siehe auch Opll, Freistadt, darin die Karte.
4 Brandl, Freistadt 141.
5 Dehio, Oberösterreich, Bd. 1: Mühlviertel 148.
6 Alpi, Freistadt 60f.
7 Ebd. 100.
8 Ebd. 159f.
9 Ebd. 93.
10 Dehio, Oberösterreich, Bd. 1: Mühlviertel 188.
11 Alpi, Freistadt 95.
12 Ebd. 67–72.
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Spital als Lebensform
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Spital als Lebensform
- Subtitle
- Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Scheutz
- Alfred Stefan Weiß
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79639-8
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Category
- Medizin