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Spital als Lebensform - Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
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242 Kommentare VII.3 Oberösterreich: Freistadt – Bürgerspital (Kommentar Nr. 98–103) Die Gründungsgeschichte des Spitals (Patrozinium Unser Lieben Frauen) in Freistadt liegt weitgehend im Dunkel, weil durch den Stadtbrand 1507 die alten Stiftbriefe (nicht aber die Urbare) vernichtet wurden. Lediglich von einer Erwähnung aus 1312 – ein ein- gelegtes Blatt im ältesten Urbar von 13811 – wissen wir, worin der Spitalmeister neben Gefällen unter anderem Einnahmen zum Jahrtag des Spitals und Schuldeintragungen verbuchte2. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts muss das Freistädter Spital aber bereits ein wichtiger Rechtsträger gewesen sein. Das vor der Stadt, im Bereich Böhmer Vorstadt (das Böhmertor wurde 1351 Spitaltor genannt), gelegene Spital wurde 1426/1428 abgebro- chen (im Zug der Auseinandersetzung mit den Hussiten zerstört), und zur Johannes- kirche an der Linzer Straße, also südlich der Altstadt, verlegt (Profanierung 1789)3. Die mit romanischem Langhaus und gotischem Chor versehene Johanneskirche (Johannes der Täufer), deren Ursprung man aufgrund kunstgeschichtlicher Zuschreibungen im 12. Jahrhundert vermutet, wird erstmals urkundlich 1378 erwähnt, 1385 stiftete Hans der Tauscher (Grabstein) einen gotischen Chor mit tiefem 5/8-Schluss. Das neben der Kirche errichtete Spital benutzte die Johanneskirche als Spitalkirche, ein Friedhof (1780 auf- gelassen, 1830 wieder errichtet4) umgab diese Kirche, die in der Länge zwanzig Meter und in der Breite neun Meter umfasste (Sakristei vermutlich aus dem 16. Jahrhundert). Der Chor weist übermalte Bilder aus mittelalterlicher Zeit auf (Renovierungen sind für 1661 und 1745 belegt)5. Spärliche Nachrichten zum Spital liegen für die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts vor, erst mit dem Urbar von 1510 gewinnt das Freistädter Spital an Konturen: Ein relativ großer Eigenbesitz an kleineren Grundstücken (Lußen) und Wies- flecken, daneben dienende Höfe und Zehente sind Teil der wirtschaftlichen Ausstattung des Freistädter Spitals6. Die Amtsrechnung von 1597 wies 19 Untertanen aus7. Im 16. Jahrhundert verfügte das Freistädter Spital über 52 Tagwerk Acker (ca. 30 Joch) und Wie- sen zu 50 Fahrt Heu, weiters über 24 dienende Höfe und Geldzinse (1560 71 tl. 6 ß. 10 den.). Daneben gab es viele Stiftungen8 und einen eigenen Wald („Spitalschachen“)9. Der heute zweigeschoßige, mit Walmdach versehene Meierhof des Spitals (Spittelhof, Linzer Straße 34)10 hatte 1554 einen Viehbestand von zehn Kühen, zwei Ochsen, zwei Stieren, weiters ein einjähriges Kalb, ein Kuhkalb, sieben Schweine, 13 Hühner und ei- nen Hahn11. Die Spitalreform von 1545 nach der landesfürstlichen Visitation von 1544 enthüllte eine längere Mängelliste für das Freistädter Spital12, wobei die Reaktion seitens der Stadt aufgrund von mangelnden Quellen unklar ist. Das Spital listet 1554 29 Insas- sen (Edition Nr. 101, S. 811–813, hier 811) auf, 1653 22 Personen (Edition Nr. 99, S. 1 Alpi, Freistadt 42f.; Dies., Zur Geschichte. Der beste Überblick zum Freistädter Spital findet sich immer noch in der Dissertation von Hildegard Alpi aus dem Jahr 1951. 2 Alpi, Freistadt 31. 3 Ebd. 52; siehe auch Opll, Freistadt, darin die Karte. 4 Brandl, Freistadt 141. 5 Dehio, Oberösterreich, Bd. 1: Mühlviertel 148. 6 Alpi, Freistadt 60f. 7 Ebd. 100. 8 Ebd. 159f. 9 Ebd. 93. 10 Dehio, Oberösterreich, Bd. 1: Mühlviertel 188. 11 Alpi, Freistadt 95. 12 Ebd. 67–72.
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Spital als Lebensform Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Spital als Lebensform
Untertitel
Österreichische Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit
Band
1
Autoren
Martin Scheutz
Alfred Stefan Weiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79639-8
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorie
Medizin
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