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Vor 1918
Österreichs Staatsidee
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Page - 12 - in Österreichs Staatsidee

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12 geschichtliche Thatfache, daß ursprünglich jedes Volt seine eigene Regierung besaß und daher ein staatliches Ganze bildete, hatte zur Folge, daß das Recht zwischen Staaten und zwischen Völkern (internationales und Völkerrecht) ganze Jahrhunderte hindurch für eines und dasselbe, für identisch gehalten wurde, ja meistentheils auch bis jetzt gehalten wird. Und doch hat es die fortgeschrittene Centralisation und Decentralisation der Welt schon längst bewirkt, daß die Begriffe „Staat" und „Nation" aufgehört haben, für identisch zu gelten, congruent zu sein und einander wechselseitig zu decken; denn manches Volt zerfiel in mehrere Staaten, und mancher Staat faßt mehrere Völler in sich. Auch der feudale Begriff des Wortes „Nation", mit dem einst nur die politisch berechtigten Klassen bezeichnet und aus dem das gemeine Volk (in Ungarn) und die Bauern (in Polen) ausgeschieden waren, ist bereits zum Anachronismus geworden, seitdem in fast ganz Europa der Stünde- schematismus aufgehoben und den Antiquitäten beigezählt wurde. In den letzten Tagen legte man den Worten „Nation" und »Nationalität", noch einen anderen Sinn bei, besonders im Westen Luropa's, wo „Nation" dasjenige Element im Staate bedeutete, welches unter der Regierung eine« Ludwig XIV mit dem Wahl- spruch ,I /Ä»t e'ost NOi," gewöhnlich nur „treue Unterthanen" benannt zu werben pflegt; unter „Nationalität" versteht man hiernach das Streben jener Unterthanen nach Erlangung und Genuß von politischen Rechten. In diesem Sinne faßte man auch diese Worte in den bekannten Actenftücken, die unlängst in Pari« und Rom publicirt wurden (8. Dezember 1864.) Indessen bedarf es nicht vieler Beweise, baß dies nur eine Begriffsverwechflun« ist, die zwar an manchen Orten absichtlich unterhalten wird, von der jedoch zu wünschen wäre, daß sie wenigsten« in wissenschaftlichen Kreisen schwinden möchte. Bei uns gebraucht man diese Worte viel richtiger in ihrem genetischen und natürlichen Sinne inS- beszxidere zur Bezeichnung von sprachlichen Unterschieden. ^ Daß das Gefühl, Bewußtfein und die Anerkennung de» Prin- elps der Nationalität im eben erwähnten Sinne heutzutage an allen Ecken nnd Enden der gebildeten Welt überhand nimmt und erstarkt, können nunmehr weder Freunde nsch Feinde in Abrede
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Österreichs Staatsidee
Title
Österreichs Staatsidee
Author
Franz Palacký
Publisher
I. L. Kober Verlag
Location
Prag
Date
1866
Language
German
License
PD
Size
14.7 x 21.5 cm
Pages
110
Categories
Geschichte Vor 1918
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