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Vor 1918
Österreichs Staatsidee
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Page - 15 - in Österreichs Staatsidee

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1L berufen ist, demselben freien Spielraum zu bieten, ja ihm als Muster zu dienen. In demselben Jahre fiengen auch die Verhandlungen über dieses Princip in den österreichischen Ländern sich ziemlich laut zu äußern an, und der Minister Bach z. B. war Einer der Ersten, die am Wiener Reichstage schöne Worte über jene Gleichberechtigung sprachen, wiewohl er nicht allzusehr geneigt war, die Forderungen derselben praktisch durchzuführen. Nichtsdestoweniger wurde dieses Princip in unserem Sinne und nach unserer Anschauung in das damalige Miuifterprogramm aufgenommen, aus dem es jedoch nach und nach zugleich mit anderen liberalen Grundsähen verschwand, als man für gut fand, abermals mehr oder minder absolut zu herrschen. In der sogenannten Bach'schen Periode wurde zwar das Princip der nationalen Gleichberechtigung nie ausdrücklich von Oben negirt, dafür erhielt ein anderer, mit demselben unver- trägliche, ja ihm vollständig widerstrebende Grundsatz in der Praxis und Theorie eine immer entschiedenere Geltung: es war dies die Lehre vom Tragen der deutschen Cultur nach Osten. Hätte man diese Lehre ehrlich aufgefaßt, wären die Prediger derselben den Aposteln ähnlich gewesen, die da den h. Geist empfiengen, um das Evangelium den verschiedenen Böllern in deren Muttersprache zu verkünden (siehe Werke der Apostel, Cap. 2.), so hätte man gegen ihr Beginnen nicht nur nicht viel einwenden können, sondern man hätte es vielleicht sogar dankbar aufgenommen; aber selbst Kinder sahen es allsogleich ein, daß es ein bloßer Euphemismus war, mit dem nur das Streben bemäntelt werden sollte, die deutsche Natio« nalitüt auf jene Stufe zu erheben, wo sie die übrigen Nationalitüten nicht nur beherrschen, sondern auch allmählig untergraben und endlich vollends vernichten könnte. Sollte ja doch die gesammte Cultur d. i. die gesammte geistige Bildung und daher auch das gesammte geistige Leben ausschließlich an die deutsche Sprache ge- bunden werden, worauf natürlich früher oder später das Absterben der übrigen Nationalitäten erfolgen müßte. So lange die Völker kein Selbstbewußfein und lein entwickeltes nationales Leben be- saßen, so lange sie ihre nationale Wesenheit nicht für etwas Theueres und Wünschenswerthes hielten und nicht gesonnen waren
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Österreichs Staatsidee
Title
Österreichs Staatsidee
Author
Franz Palacký
Publisher
I. L. Kober Verlag
Location
Prag
Date
1866
Language
German
License
PD
Size
14.7 x 21.5 cm
Pages
110
Categories
Geschichte Vor 1918
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