Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Österreichs Staatsidee
Page - 23 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 23 - in Österreichs Staatsidee

Image of the Page - 23 -

Image of the Page - 23 - in Österreichs Staatsidee

Text of the Page - 23 -

23 nunmehrigen österreichischen Staates aus; der Einfall der Ma- gyaren wurde aber für die Slaven das Haupthinderniß, daß sie sich im Verlaufe der Zeit nicht zu einem organischen, staatlichen und nationalen Ganzen vereinigten, wie es inzwischen ihren beut« scheu Nachbarn gelungen war. Daß sich Nationen von so verschiedenartiger Abstammung vor mehr als drei Jahrhunderten durch freiwillige Vertrüge im öfter- reichischen Staate zu einem staatlichen Ganzen vereinigt haben, halte ich für eine große Wolthat, die die göttliche Vorsehung den Na- tionen selbst zu Theil werden ließ. Nehmen wir an, daß dies nicht geschehen würe, und baß eine jede von diesen Nationen ihre volle Suverenitllt behalten Hütte: wie viele und wie blutige Kümpfe Hütten sie wohl feit der Zeit wechselseitig bestanden! viel- leicht Hütte auch manche von ihnen darin bereits ihren Untergang gefunden! Zwar bot diese Vereinigung weniger Spielraum für den Ehrgeiz und die Herrschgier einzelner Personen unter ihnen: aber schwand etwa damit auch die Gelegenheit zum ehrenvollen staatsbürgerlichen Wirten? Die aus der Vergewaltigung Anderer hergeleitete sogenannte Ehre unterscheidet sich ja von. der Ehre oder vielmehr Schande des RüuberS nicht ihrem Wesen, fondern nur der Größe ihres Maaßes nach. Wenn aber Jemand be- hauptet, daß diese Vereinigung nicht immer zum Heile der einzelnen Theile des Ganzen sich gestaltete, so will ich keineswegs lüugnen, daß gar Vieles geschah, was nicht Hütte geschehen sollen und daß so Manches besser Hütte vollführt werden sollen. Indessen gehört ein gerechtes Urtheil über die Vergangenheit nur Gott und der Geschichte an; politische Erwägungen sollen zwar aus der Vergan- genheit Belehrung schöpfen, ihr Augenmerk aber nur auf die Gegenwart und Zukunft richten, damit wenigstens aus dem staat- lichen Organismus dasjenige entfernt werde, was sich in der Vergangenheit als hindernd und schädlich erwiesen hat. Da ich diese Wahrheiten mehr oder weniger klar bereits da- mals einsah, als ich am 11 April 1848 meine bekannte Erklä- rung an die Frankfurter Versammlung richtete, äußerte ich mich zuerst dahin: „Wahrlich, existirte der österreichische Kaiserstaat nicht schon lüngst, man müßte im Interesse Luropa's, im Interesse der
back to the  book Österreichs Staatsidee"
Österreichs Staatsidee
Title
Österreichs Staatsidee
Author
Franz Palacký
Publisher
I. L. Kober Verlag
Location
Prag
Date
1866
Language
German
License
PD
Size
14.7 x 21.5 cm
Pages
110
Categories
Geschichte Vor 1918
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Österreichs Staatsidee