Page - 30 - in Österreichs Staatsidee
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IV.
ES läßt sich nicht liiugnen, daß die große Mannigfaltigkeit
der Völler Österreichs ihrem Ursprünge und der Sprache, den
historischen Traditionen, der Confession und Bildung, sowie den
Sitten und Gewohnheiten, der angeborenen Neigung und Be-
schäftigung nach, wohl vortrefflich zu der berüchtigten Maxime:
„viviäe st impora" paßt, einer aufrichtig conftitutionellen Re-
gierung jedoch große Schwierigkeiten und Hindernisse in den Weg
legt. Die größte unter ihnen ist entschieden die Sprachverschieden-
heit, so daß die Sprachenfrage für Österreich mehr als für einen
jeden andern Staat der Welt ein wichtiges und entscheidendes
politisches Moment ist. Selbst absolute Beherrscher und Despoten,
nachdem sie seit Jahrhunderten aufgehört haben nur mit Schwert
und Stock zu herrschen, bemühten und bemühen sich auch jetzt
Gehorsam von ihren Unterthanen durch Einwirkung auf ihren
Verstand und Willen zu erlangen, was wohl kaum anders be-
werkstelligt werden kann, als wenn sie sich ihrer Sprache bedienen
u»d sie in derselben belehren. Dasselbe verlangt in eine« noch
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Österreichs Staatsidee
- Title
- Österreichs Staatsidee
- Author
- Franz Palacký
- Publisher
- I. L. Kober Verlag
- Location
- Prag
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.7 x 21.5 cm
- Pages
- 110
- Categories
- Geschichte Vor 1918