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Vor 1918
Österreichs Staatsidee
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Page - 54 - in Österreichs Staatsidee

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54 des einstigen polnischen Reiches — dies sind dann unsere Aus- sichten. Die Einheit des Reiches aufgeben, heißt so viel, wie die Untheilbarkeit desselben aufgeben. Und wenn nun solche Ereignisse wirklich eintreten sollten, wer kann dermal schon ihre Richtung, Tragweite und ihr Ende absehen? Wäre Öfterreich in einem solchen Momente sich selbst überlassen und würde dieser historische Staat noch genug Lebenskraft in sich fühlen, dann müßten ihn in kurzer Zeit die Macht der Verhältnisse und der Instinkt der Er- haltung gewiß wieder dahin führen, die leichtsinnig verschleuderte Einheit von neuem wieder mit Blut zu verkitten, mit Bajonetten zusammenzuschweißen und mit den Ketten des Absolutismus zu- sammenzuschmieden. Wie lange jedoch können auch solche Bande bestehen? Und wer kann mit Bestimmtheit sagen, daß dann Öster- reich eine solche Krankheit in und für sich allein wird durchmachen können? Wer sieht nicht, daß es rings von Feinden umgeben ist, daß sogar seine Bundesgenossen nicht zögern würden, sich allenfalls vor feinem Tode noch um fein Erbe zu theilen?" „Die Convulsionen, die im eigenen Leibe Öfterreichs sich einstellen müssen, wenn es sich um Sein oder Nichtsein ganzer Nationen in ihm handeln würde, würden gewiß so mächtig fein, daß sie sich dem gesammten Europa mlttheilen würden — denn dann würde es sich gewiß zugleich auch um das Sein oder Nicht- fein Österreichs handeln. Darüber würde dann gewiß das ge« fammte Meer der europäischen Politik in furchtbaren Sturm ge« rathen und über das Schicksal Österreichs und daher auch das unserer Nation würden dann ganz andere Factoren und Stimmen entscheiden, als jene, die sich jetzt das Recht und die Gewalt an- maßen über unsere Zukunft abzusprechen. Würde ein solcher Sturm erbraufen, dann möchten gewiß in dem moralischen Sumpf der Wiener Journalistik alle die Frösche verstummen, die jetzt in sicherer Windstille die Umgebung mit ihrem Geschrei belästigen und sich so breit machen, daß man sie für den Augenblick mehr hürt als Alles andere. In solchen Zeiten sprechen nicht mehr Journalisten allein, noch entscheiden auch die Bureauf allein, sondern die Völker selbst, die sonst passiv zu sein Pflegen, sprechen dann ge- waltig und wohl verständlich ihren Willen au« und e« ist
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Österreichs Staatsidee
Title
Österreichs Staatsidee
Author
Franz Palacký
Publisher
I. L. Kober Verlag
Location
Prag
Date
1866
Language
German
License
PD
Size
14.7 x 21.5 cm
Pages
110
Categories
Geschichte Vor 1918
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