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Vor 1918
Österreichs Staatsidee
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Page - 60 - in Österreichs Staatsidee

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60 Ebenso wenig gilt die Ausrede, daß ja im Centralrathe Männer aus verschiedenen Ländern, Ständen und Nationen sitzen: denn ihre vereinzelten Stimmen müssen in dem Strome nach Verallge- Meinung, der in jedem Collegium herrscht, untergehen, falls sie ja nicht schon von vorherein gewohnt sind, einer solchen Strömung nachzugeben. Was vom Schulwesen gilt, gilt in ganz demselben Maaße auch von dem Gerichtswesen; die Verschiedenheit in den Charakteren, den ererbten Anschauungen und Gewohnheiten, ja selbst in den Leidenschaften und Perbrechen, verlangt in den ver- schiedenen Ländern einen verschiedenen Grad von Wachsamkeit und Strenge der Strafgesetze, usf. Es ist freilich keine leichte Aufgabe, die Bertheilung der Lan- desregierungen und Parlamente in cwnorvto festzustellen und die Grenzen ihres Wirkungskreises bis in's Detail zu bestimmen; be- fonders schwierig ist sie für einen Mann, der im Regieren keine praktischen Erfahrungen besitzt. Doch soll und kann ja meiner Ansicht nach ihre Durchführung nicht einseitig nach dem Willen irgend einer Einzelnperson, sondern nach dem gemeinschaftlichen Willen und der allseitigen Vereinbarung und Übereinstimmung aller betreffenden Parteien bewerkstelligt werden; so verlangen es wenig- stens der Geist und die ausdrücklichen Worte des Oktoberdiploms. Daher erlaube auch ich mir, natürlich ohne Jemanden praejudi- ciren zu wollen, nur einige Gedanken mitzutheilen, die Stoff zu weiteren Erhebungen bieten könnten. Ich bin der Meinung, daß es überaus nützlich wäre, bei der Einrichtung der verschiedenen Regierungsorganismen der einzelnen Länder die alte ungarische Verfassung als Beispiel zu nehmen; ich hätte als Muster gesagt, wenn nicht im Laufe der Zeit Vieles in ihr Aufnahme gefunden hätte, was weder in Ungarn zu er- neuern und zu loben, noch irgendwo nachzuahmen angezeigt wäre. Dazu gehört z. B. der uralte Unterschied zwischen »uztio« und »wisvrH eoutnbuonZ p!sb3," ferner die nunmehrige »diplomati- sche" Herrschaft des einen Stammes über die übrigen, in der letzten Zeit auch die Stellung des Palatins als eine« unverant- wortlichen Vicelönigs; ferner auch die Sucht einiger Comitattver- sammlungen, die so gern Republik spielen und auf verschiedene
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Österreichs Staatsidee
Title
Österreichs Staatsidee
Author
Franz Palacký
Publisher
I. L. Kober Verlag
Location
Prag
Date
1866
Language
German
License
PD
Size
14.7 x 21.5 cm
Pages
110
Categories
Geschichte Vor 1918
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