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Vor 1918
Österreichs Staatsidee
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Page - 83 - in Österreichs Staatsidee

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83 Band sie alle mit einander vereinigt. Die wahre Lebensader diesei notwendigen Völkervereins ist die Donau; seine Centralgewalt darf sich daher von diefem Strome nicht weit entfernen, wenn sie überhaupt wirtsam fein und bleiben will. Wahrlich, efistirte der österreichische Kaiserstaat nicht schon längst, man müßte im Interesse Europa's, im Interesse der Humanität selbst sich beeilen, ihn zu schaffen. Warum sahen wir aber diesen Staat, der von der Natur und Geschichte berufen ist, Europa's Schild und Hort gegen asiatische Elemente aller Art zu bilden, — warum sahen wir ihn im kriti- schen Momente, jedem stürmischen Anlauf preisgegeben, Haltungslos und beinahe rathlos? — Weil er, in unseliger Verblendung, so lange her die eigentliche rechtliche und sittliche Grundlage seiner Existenz selbst verkannt und verlüugnet hat: den Grundsatz der voll- ständigen Gleichberechtigung und Gleichbeachtung aller unter fei- nem Scepter vereinigten Nationalitäten und Confessionen. Das Völlerrecht ist ein wahres Naturrecht, kein Volk auf Erden ist be- rechtigt, zu seinen Gunsten von feinem Nachbar die Aufopferung seiner selbst zu fordern, keines ist verpflichtet, sich zum Besten des Nachbars zu verläugnen oder aufzuopfern. Die Natur kennt keine herrschenden, so wie keine dienstbaren Völker. Soll das Band, welches mehre Völker zu einem politischen Ganzen verbindet, fest und dauerhaft fein, fo darf keines einen Grund zu Befürchtung haben, daß es durch die Vereinigung irgend eines feiner theuersten Güter einbüßen werde, im Gegentheil muß jedes die sichere Hoff- nung hegen, bei der Centralgewalt gegen allenfällige Übergriffe der Nachbarn Schutz und Schirm zu finden; dann wird man sich auch beeilen, diefe Centralgewalt mit so viel Macht auszustatten, daß sie einen solchen Schutz wirksam leisten könne. Ich bin überzeugt, daß es für Österreich auch jetzt noch nicht zu fpät ist, diefen Grund- fatz der Gerechtigkeit, die 8acra aueora beim drohenden Schiffbruch, laut und rückhaltlos zu proclamiren und ihm praktisch allenthalben Nachdruck zu geben: doch die Augenblicke sind kostbar, möchte man doch um Gottes willen nicht eine Stunde länger zögern! Metter- nich ist nicht bloß darum gefallen, weil er der ärgste Feind der 6*
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Österreichs Staatsidee
Title
Österreichs Staatsidee
Author
Franz Palacký
Publisher
I. L. Kober Verlag
Location
Prag
Date
1866
Language
German
License
PD
Size
14.7 x 21.5 cm
Pages
110
Categories
Geschichte Vor 1918
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