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Vor 1918
Österreichs Staatsidee
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Page - 92 - in Österreichs Staatsidee

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82 nen mit Recht und ohne Gewalt dictirt, und kann etwa durch diese Gewalt Ruhe und Sicherheit des Staates befestigt werden? Wir wollen hier vor der Hand nicht allzu streng untersuchen, warum z. B. in Ungarn jetzt in allen Ämtern die deutsche Sprache eingeführt wird; Ungarn befindet sich noch immer im Belagerungs- zustande, der nicht unter normale konstitutionelle Zustände gerechnet werden kann. Auch damit werden wir uns nicht eingehender be- schäftigen, warum den böhmischen Ämtern vor einigen Monaten der wechselseitige Gebrauch der böhmischen Sprache verboten wurde; dieser in jeder Beziehung verfassungswidrige und unverzeihliche Schritt scheint nur auf unconftitutionellen Wegen von der Regie- rung erschlichen zu sein und wird hoffentlich für die neuen Ämter keine Geltung haben, da er auch die Grenze überschreitet, die sich das Ministerium selbst bei der Durchführung der Centralisation gesteckt hat. Wir wollen nur die Verhältnisse in Erwägung ziehen, die sich aus der Verfassung vom 4 März nothwendig und unum- gänglich ergeben müssen. Durch die Paragraphe 32 und 36 dieser Verfassung sind alle höheren Bestrebungen der Völler und das gesammte parlamenta- rische Leben an ein einziges Reichscentrum, den Reichstag, gebun- den, da den Landtagen nichts anderes belassen wurde, als gewisse Anordnungen über ihre inneren, minder wichtigen Angelegenheiten zu treffen. Die Folge davon wird sein, baß dieses. Alles absorbi- rende Lentrum entweder zu einer babylonischen Verwirrung führen muß oder daß man eine einzige Sprache (z. B. die deutsche) äo t»cto zur Centralsprache erheben wird. Dadurch werden aber alle anderen Sprachen auf immer von jedwedem öffentlichen, parlamen- tarischen Leben abgeschnitten. Doch auch bei diesem einen Schlage wird man es nicht be- wenden lassen; die Centralregierug, die sich dieser Sprache bedienen wird, wird auf ähnliche Weise alle anderen Sprachen aus dem gefammtm Bereiche der höheren Administration entfernen. Eine solche Ungleichheit wird nicht nur alles Gerede über Gleichberech« tigung der Völler von Grund aus widerlegen und eiteln Trug als eine moralische Reichsbasis hinstellen; sie birgt auch Todes- gefahr für alle die Nationen in sich, die außer Österreich ent«
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Österreichs Staatsidee
Title
Österreichs Staatsidee
Author
Franz Palacký
Publisher
I. L. Kober Verlag
Location
Prag
Date
1866
Language
German
License
PD
Size
14.7 x 21.5 cm
Pages
110
Categories
Geschichte Vor 1918
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