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I. Vorgeschichte: Sowjetische
Österreichplanung36
lung: die Wiederherstellung eines unabhängigen österreichischen Staates und
anschließend Österreichs Beitritt zu einer mittel- oder südosteuropäischen
Konföderation.15 Molotov, der die Ablehnung der sowjetischen Seite zur Idee
einer Konföderation bereits im Juni 1943 zum Ausdruck gebracht hatte, ging
nicht näher darauf ein, sondern teilte Kerr am 16. Oktober 1943 lediglich mit,
die Sowjetregierung habe den Wunsch der britischen Regierung zur Kenntnis
genommen, „diese Frage auf der bevorstehenden Konferenz zu besprechen“.16
Im Vorfeld der Moskauer Außenministerkonferenz der „großen Troika“
intensivierten sich auch die internen sowjetischen Überlegungen zu Öster-
reich. Zuständig waren folgende drei in der zweiten Jahreshälfte 1943 per
Beschluss des Politbüros des Zentralkomitees der Allunionspartei, VKP(b),
gegründete Kommissionen:
- die „Kommission für die Fragen der Friedensverträge und der Nach-
kriegsordnung“ beim NKID der UdSSR unter dem Vorsitz von Maksim
Litvinov, dem stellvertretenden Volkskommissar für auswärtige Angele-
genheiten und langjährigen Vorgänger Molotovs als Volkskommissar für
auswärtige Angelegenheiten, eingesetzt auf Beschluss des Politbüros des
ZK der VKP(b) vom 4. September 1943;17
- die „Kommission zu Fragen des Waffenstillstandes“ unter dem Vorsitz
von Kliment Vorošilov, dem stellvertretenden Volkskommissar für aus-
wärtige Angelegenheiten und nachmals, von 1949 bis 1953, sowjetischen
Außenminister, gleichfalls eingesetzt auf Beschluss des Politbüros des
ZK der VKP(b) vom 4. September 1943;18
- die „Kommission zur Wiedergutmachung der der Sowjetunion durch
Hitlerdeutschland und seine Verbündeten zugefügten Schäden“ unter
dem Vorsitz von Ivan Majskij, gleichfalls stellvertretender Volkskommis-
sar für auswärtige Angelegenheiten und von 1932 bis 1943 sowjetischer
Botschafter in London, eingesetzt auf Beschluss des Politbüros des ZK
der VKP(b) vom 22. November 1943.19
15 Gerald Stourzh, Um Einheit und Freiheit. Staatsvertrag, Neutralität und das Ende der Ost-West-
Besetzung Österreichs 1945–1955. Studien zu Politik und Verwaltung. Bd. 62. 5., durchgesehene
Aufl. 2005 mit einem bibliographischen Nachwort. Wien – Köln – Graz 2005, S. 11f., 17f.
16 Sovetskij Sojuz na meždanarodnych konferencijach perioda Velikoj Otečestvennoj vojny 1941–1945.
Bd. 1. Moskovskaja konferencija ministrov inostrannych del SSSR, SŠA i Velikobritanii (19–30 okt-
jabrja 1943 g.). Sbornik dokumentov. Moskau 1978, S. 382; Vladimir V. Sokolov, Sowjetische Öster-
reichpolitik 1943/45, in: Manfried Rauchensteiner – Wolfgang Etschmann (Hg.), Österreich 1945.
Ein Ende und viele Anfänge. Graz – Wien – Köln 1997, S. 73–88, hier: S. 77.
17 Laufer – Kynin, Die UdSSR und die deutsche Frage, Bd. 1, S. 618.
18 Ebd.
19 Ebd.
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Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Stalins Soldaten in Österreich
- Subtitle
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Author
- Barbara Stelzl-Marx
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 874
- Categories
- Geschichte Nach 1918