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Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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II. Kriegsende in Österreich78 Andere Plakate porträtierten das „faschistische Untier“ („fašistskoe čudovišče“) als Krake,44 wobei das russische Wort „čudovišče“ neben „Un- tier“ und „Scheusal“ auch „Ungeheuer“ und „Unmensch“ bedeutet. Die sati- rische Darstellung von Hitler als geiferndem Kettenhund mit blutigen Pfoten symbolisiert, dass der Anführer der „gemeinen Meute“ im Osten schwer ver- wundet wurde („Tjažko ranen na Vostoke – Glavnyj cerber podloj svory“). Die Dämonisierung des Feindes als Mittel zur Stärkung des Widerstandswil- lens wandelte sich im Verlauf des Krieges zu siegessicherem Spott.45 Doch hielt sich das Bild der „Bestie“ bis ins Frühjahr 1945, als sie „in ihrem Bau“ – Berlin – „ausgeräuchert“ wurde. Gleichzeitig betonte allerdings Stalin in seiner Rede zum Tag der Roten Armee am 23. Februar 1942, dass die Rote Armee keinen Rassenhass gegen andere Völker hege. Auch in seiner Rede zum 25. Jahrestag der Oktoberre- volution am 6. November 1942 hob der Kremlchef den Unterschied zwischen der „Hitlerclique“ und dem deutschen Volk hervor. Die Sowjetunion habe nicht die Aufgabe, Deutschland zu vernichten, sondern die „deutsch-faschis- tischen Eindringlinge“.46 Im Gegensatz zur NS-Propaganda gab es seitens der offiziellen sowjetischen Kriegspropaganda nie einen rassistischen Aufruf zur Vernichtung des gegnerischen Volkes. Im Sommer 1942 veröffentlichten die „Pravda“ und danach die Armeezei- tung „Krasnaja Zvezda“ Michail A. Šolochovs Artikel „Die Wissenschaft vom Hass“, der unter dem Eindruck des Berichts eines aus deutscher Kriegsgefan- genschaft entflohenen Soldaten geschrieben worden war.47 Ihm folgten zahl- reiche Gedichte und Artikel, die den Hass gegen die Deutschen propagier- ten. Das berühmte Gedicht des sowjetischen „Soldatendichters“ Aleksej A. Surkov „Ich hasse“, das am 12. August 1942 in der Armeezeitung „Krasnaja Zvezda“ erschien, schloss mit den Worten: „Und mit diesen meinen Händen – möchte ich jeden von ihnen erwürgen.“48 Besonders bekannt war das Ge- dicht „Töte ihn!“ des mehrfachen Stalinpreisträgers Konstantin M. Simonov, das in der „Pravda“ veröffentlicht wurde. Simonov verschränkte darin emo- tionalen Patriotismus mit dem Hassmotiv und dem Aufruf zur Vergeltung, das sich zum zentralen Thema in Agitation und Propaganda entwickelt hatte: 44 Siehe dazu das entsprechende Plakat in: ebd., [S. 24]. 45 Hans-Jörg Czech – Nikola Doll (Hg.), Kunst und Propaganda im Streit der Nationen 1930–1945. Berlin 2007, S. 240. 46 Carola Tischler, Die Vereinfachungen des Genossen Ėrenburg. Eine Endkriegs- und eine Nach- kriegskontroverse, in: Elke Scherstjanoi (Hg.), Rotarmisten schreiben aus Deutschland. Briefe von der Front (1945) und historische Analysen. Texte und Materialien zur Zeitgeschichte. Bd. 14. Mün- chen 2004, S. 326–339, hier: S. 329. 47 Gorjajewa, „Wenn morgen Krieg ist …“, S. 438. 48 Zit. nach: Werth, Russland im Krieg, S. 296.
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Stalins Soldaten in Österreich
Subtitle
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Author
Barbara Stelzl-Marx
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
874
Categories
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