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Nach 1918
Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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Page - 87 - in Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955

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1. Der Wandel des Feindbildes: sowjetische Propaganda 87 listen und deren Gegnern treffen werde.86 Dieser in direktem Auftrag Stalins unternommene Winkelzug sollte der veränderten politischen Lage propagan- distisch Rechnung tragen.87 Gegenüber den eigenen Soldaten markierte der Artikel den abschließen- den Wendepunkt in der Propaganda und im offiziellen Feindbild. So wie 1942 die Verbreitung der Hasspropaganda überlebensnotwendig gewesen war, musste nun eine zumindest neutrale Einstellung gegenüber deutschen Zivilisten forciert werden. Die militärische Führung hatte rasch die negati- ven Auswirkungen von Übergriffen ihrer Soldaten auf die Zivilbevölkerung erkannt. Nun galt es, unter dem Mannschaftsstamm „amoralische Entglei- sungen wie Alkoholmissbrauch, Randale, schlechtes Verhalten gegenüber der ortsansässigen Bevölkerung usw. abzustellen und die sowjetische Militär- disziplin sowie das Maß an Organisation und Ordnung in den Einheiten zu heben“.88 Direkt nach der Kapitulation erhielten sämtliche Einheitskomman- danten der NKVD-Truppen den Auftrag, die Soldaten dementsprechend zu instruieren und dabei Aleksandrovs Artikel über die Irrtümer ihres einstigen Idols Il’ja Ėrenburg als Grundlage heranzuziehen.89 Die Stavka verlangte eine „bessere Behandlung“ der Deutschen, warnte aber gleichzeitig vor Famili- arität und geschmälerter Wachsamkeit: eine Gratwanderung, die in vielen Fällen nicht gelang.90 Am 11. Juni 1945 erging der Befehl, die Worte „Tod den deutschen Okkupanten!“ aus dem Impressum der militärischen Zeitungen und Zeitschriften zu streichen und durch die Losung „Für unsere sowjetische Heimat!“ zu ersetzen.91 1.3 Befehle an die Truppen der 2. und 3. Ukrainischen Front Als die Front Ende März 1945 immer näher an Österreich heranrückte, ar- beitete das Volkskommissariat für auswärtige Angelegenheiten (NKID) erste Maßnahmen aus, „die mit dem Vormarsch der Roten Armee auf das Gebiet 86 Tischler, Die Vereinfachung des Genossen Ėrenburg, S. 333–337; Werth, Russland im Krieg, S. 646f. 87 Joachim Hoffmann, Stalins Vernichtungskrieg 1941–1945. München 1995, S. 137. 88 RGVA, F. 32903, op. 1, d. 345, S. 87, Anordnungen an alle Einheitskommandanten im Zusammen- hang mit der Kapitulation des Deutschen Reiches, 14.5.1945. Abgedruckt in: Karner – Pickl, Die Rote Armee in der Steiermark, Dok. Nr. 48. 89 Ebd. 90 CAMO, F. 236, op. 2712, d. 390, S. 350f., Direktive der Stavka Nr. 11072 an die Oberbefehlshaber der 1. Weißrussischen und 1. Ukrainischen Front über die Änderung des Verhaltens gegenüber deutschen Kriegsgefangenen und der Zivilbevölkerung, 20.4.1945. Abgedruckt in: Institut Voennoj Istorii Mi- nisterstva Oborony Rossijskoj Federacii et al. (Hg.), Bitva za Berlin. Krasnaja Armija v poveržennoj Germanii. Russkij archiv: Velikaja Otečestvennaja Vojna. Bd. 15 (4–5). Moskau 1995, S. 220. 91 Merridale, Iwans Krieg, S. 381.
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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Title
Stalins Soldaten in Österreich
Subtitle
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Author
Barbara Stelzl-Marx
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
874
Categories
Geschichte Nach 1918
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