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Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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1. Der Wandel des Feindbildes: sowjetische Propaganda 99 Die „Sowjetregierung“ betonte auch hier den Befreiungscharakter der Ro- ten Armee und ihre feste Verankerung in der Moskauer Deklaration. Nach der Beseitigung des Regimes der „deutsch-faschistischen Okkupanten“ wer- de die Sowjetunion die „Wiederherstellung demokratischer Zustände und Einrichtungen in Österreich“ unterstützen, ohne jedoch die Gesellschaftsord- nung zu ändern oder „sich irgendeinen Teil des österreichischen Territoriums anzueignen“. Die Erklärung ließ keinen Zweifel daran, dass letztlich der Wie- deraufbau der Demokratie Aufgabe des österreichischen Volkes selbst sein müsse: Die Rote Armee habe lediglich den Befehl erhalten, „der Bevölkerung Österreichs in diesem Werk beizustehen“.135 Nach dem Ende der Kampfhandlungen nahm die Arbeit unter der Be- völkerung eine etwas andere Form an, so der Leiter der Politabteilung der 4. Garde-Armee: „Fortan besteht unsere Aufgabe darin, der örtlichen Bevöl- kerung die Wahrheit über die Rote Armee und die Sowjetunion zu erzählen, unsere Errungenschaften im Bereich von Industrie, Wissenschaft und Kunst sowie im Bereich der Volksbildung und die Kultur der Völker der Sowjetuni- on zu zeigen. Schließlich stellen wir uns die Aufgabe, über die großen Siege des sowjetischen Volkes im Vaterländischen Krieg zu berichten.“ Mehrere Flugblätter zu Themen wie „Die Rote Armee – die stärkste Armee der Welt“ mit einer Auflage von jeweils 25.000 Exemplaren wurden gedruckt, beinahe 1700 Lautsprechereinsätze organisiert und 546 Versammlungen der Bevölke- rung in der sowjetischen Zone abgehalten.136 Dabei ging man im sowjetischen Weltbild von der Überlegenheit der sowjetischen Kultur gegenüber bürger- lichen Kulturen aus. Die Größe der sowjetischen Kultur habe sich ihren Ver- fechtern zufolge auch durch den Sieg über die Deutschen im „Großen Vater- ländischen Krieg“ manifestiert.137 Die Vertreter dieser Kultur in Deutschland und Österreich, die Offiziere und Mannschaftssoldaten der Roten Armee, sollten als Vorbilder dieser Überlegenheit dienen – ein Vorhaben, das in vie- len Fällen fehlschlug. 135 Erklärung der Sowjetregierung über Österreich, in: Österreichische Zeitung, 15.4.1945, S. 1; Aichin- ger, Sowjetische Österreichpolitik, S. 115f. In der sowjetischen Literatur wird die Bedeutung dieser Erklärung besonders hervorgehoben. Vgl. etwa: Andrej Stepanow, Die Moskauer Österreich-Erklä- rung. Zum 25. Jahrestag der Außenministerkonferenz der UdSSR, der USA und Großbritanniens 1943, in: Sowjetunion heute. 20/1968, S. 6; P. S. Gračev (Hg.), Voennaja ėnciklopedia v vos’mi to- mach. Bd. 2 Vavilonija – Gjujs. Moskau 1994, S. 65. 136 CAMO, F. 275, op. 356369s, d. 2, S. 256–268, hier: S. 257, Bericht von V. Smirnov über die Arbeit unter der österreichischen Bevölkerung im Zeitraum vom 1. April bis 1. August 1945 [August 1945]. 137 Naimark, Die Russen in Deutschland, S. 501f.
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Stalins Soldaten in Österreich
Subtitle
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Author
Barbara Stelzl-Marx
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
874
Categories
Geschichte Nach 1918
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