Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Page - 101 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 101 - in Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955

Image of the Page - 101 -

Image of the Page - 101 - in Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955

Text of the Page - 101 -

2. Carl Szokoll und die Sowjets: militärischer Widerstand in Wien 101 2.1 Vorbereitung und Durchführung der „Operation Radetzky“ Ferdinand Käs wurde den Sowjets bereits im Vorfeld angekündigt: Zwei Vertreter des politischen Organs der österreichischen Widerstandsbewegung O5,141 des „provisorischen Österreichischen Nationalkomitees“ (POEN),142 Ernst Lemberger und Fritz Molden, sprachen im Jänner und im März 1945 bei sowjetischen Repräsentanten in Paris vor. Die sowjetische Seite zeigte sich interessiert, aber nicht sonderlich zuvorkommend. Insbesondere kritisierte sie, dass eine Kontaktaufnahme mit den Westmächten bereits viel früher er- folgt sei.143 Stalin wurde wenig später über die Unterredung Lembergers mit Generalmajor Ivan A. Susloparov, dem Leiter der sowjetischen Militärmissi- on beim Alliierten Hauptquartier (SHAEF) in Paris, persönlich unterrichtet. Dabei kam der Verdacht zur Sprache, es handle sich bei der POEN um eine Schöpfung des amerikanischen und britischen Geheimdienstes.144 141 1944 fasste Hans Becker zahlreiche Widerstandsgruppen in Österreich in einem einzigen Block zu- sammen, der als „O5“ bekannt wurde. Die O5 verstand sich als „Zusammenfassung der im pro- visorischen österreichischen Nationalkomitee POEN vertretenen österreichischen Widerstands- gruppen“ aller Parteirichtungen. Sie stellte sich die Aufgabe, zum Sturz der nationalsozialistischen Herrschaft und zum Wiederaufbau Österreichs auf demokratischer Basis beizutragen. Der Tarn- name ergab sich aus „Oe“, der Abkürzung für „Österreich“, wobei anstelle von „e“ als fünfter Buchstabe des Alphabets die Zahl „5“ gesetzt wurde. Ende 1944 nahm die O5 Kontakt mit den westlichen Alliierten in Frankreich auf, nachdem erste Fühlungsnahmen mindestens ein Jahr zuvor stattgefunden hatten. Vgl. Luža, Der Widerstand in Österreich, S. 187–192; Aichinger, Sowjetische Österreichpolitik, S. 160–162; Oliver Rathkolb, Raoul Bumballa, ein politischer Nonkonformist 1945. Fallstudie zur Funktion der O5 im Widerstand und in der Parteienrestauration, in: Rudolf G. Ardelt – Wolfgang J. A. Huber – Anton Staudinger (Hg.), Unterdrückung und Emanzipation. Festschrift für Erika Weinzierl. Zum 60. Geburtstag. Wien – Salzburg 1985, S. 295–317. 142 Das im Dezember 1944 gegründete POEN wurde von seinen Mitgliedern als Kern einer zukünfti- gen provisorischen österreichischen Regierung betrachtet. Im Jänner 1945 informierte Allen Welsh Dulles, der Beauftragte des OSS in der amerikanischen Nachrichtenzentrale in Bern, Fritz Molden offiziell, dass die USA nunmehr das POEN und die O5 de facto als ihre österreichischen Partner anerkennen wollten. Molden wurde daraufhin zum Verbindungsoffizier des österreichischen Wi- derstandes im Rang eines Oberstleutnants der US-Armee im alliierten Hauptquartier in Caserta ernannt. Vgl. Luža, Der Widerstand in Österreich, S. 241–243. 143 Fritz Molden, Fepolinski & Waschlapski. Auf dem berstenden Stern. Wien – München – Zürich 1976, S. 352–354; Aichinger, Sowjetische Österreichpolitik, S. 160; Rauchensteiner, Der Sonderfall, S. 66; Fritz Molden, Podiumsdiskussion „Widerstand in Österreich 1938–1945“, in: Stefan Karner – Karl Duffek (Hg.), Widerstand in Österreich 1938–1945. Die Beiträge der Parlaments-Enquete 2005. Graz – Wien 2007, S. 265–270. 144 RGASPI, F. 495, op. 74, d. 25, S. 7f., G. M. Dimitrov an Stalin, 6.4.1945. Derselbe Bericht findet sich in: RGASPI, F. 17, op. 128, d. 716, S. 37f., G. M. Dimitrov an Stalin, 6.4.1945. Abgedruckt in: Wolfgang Mueller et al., Sowjetische Politik in Österreich, Dok. Nr. 6; Vgl. Stefan Karner – Peter Ruggentha- ler, Stalin und Österreich. Sowjetische Österreich-Politik 1938 bis 1953, in: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2005. Berlin 2005, S. 102–141, hier: S. 141.
back to the  book Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955"
Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Stalins Soldaten in Österreich
Subtitle
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Author
Barbara Stelzl-Marx
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
874
Categories
Geschichte Nach 1918
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Stalins Soldaten in Österreich