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Nach 1918
Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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II. Kriegsende in Österreich112 Major Karl Biedermann, Oberleutnant Rudolf Raschke und Leutnant Alf- red Huth, die zu Szokolls Stab gehörten, wurden nach ihrer Verhaftung vor ein Standgericht gestellt und im Schnellverfahren zum Tod verurteilt. Wegen der beginnenden Kampfhandlungen brachte man sie über die Donau nach Floridsdorf, wo sie zunächst in einem Schulgebäude eingesperrt wurden. Am 8. April wurden sie schließlich von einem Sonderkommando der SS am Floridsdorfer Spitz auf Laternenmasten öffentlich gehenkt. „Ich habe mit den Bolschewiken paktiert“, stand auf Pappkartonschildern, die man ihnen umge- hängt hatte.196 2.3 Wirkung und sowjetische Einschätzung Es ist beinahe müßig, über die Realisierungschancen der „Operation Radetz- ky“ zu urteilen, weil sie eben nicht wie geplant verwirklicht werden konnte. Doch übte die Tätigkeit der militärischen Widerstandsbewegung – ungeach- tet dessen, dass der Aufstandsplan entdeckt wurde – zweifellos eine nach- haltige Wirkung gerade auf diese Phase des Kampfes aus. So weckte allein der Umstand, dass mit Major Szokoll eine Schlüsselfigur der Widerstandsbe- wegung eine führende Stelle im Stab des Kampfkommandanten einnehmen hatte können, das besondere Misstrauen der SS. Sie war fortan davon über- zeugt, die gesamte Gruppe um den Kampfkommandanten sei von der Wi- derstandsbewegung unterwandert und somit nicht mehr zuverlässig. Auch wusste man nicht mehr, welche Truppen des Verteidigungsbereiches mit der Widerstandsbewegung sympathisierten und welche noch eingesetzt werden konnten. Diese Unsicherheit blieb nicht ohne Folgen.197 Laut Szokoll konnten seine Pläne für den Aufstand in Wien zumindest an- satzweise – etwa durch Lotsendienste für die sowjetischen Truppen198 – in die 196 Rauchensteiner, Der Krieg in Österreich, S. 165f.; Portisch, Am Anfang war das Ende, S. 120f.; Szo- koll, Die Rettung Wiens, S. 336–339. Anlässlich der Übergabe des Parlaments am 29. April 1945 wurden an den Gräbern der in Floridsdorf hingerichteten Widerstandskämpfer sowjetische Ehren- posten aufgestellt. Vgl. Bruno Sokoll, Floridsdorf: Erinnerungen aus 1945, in: Wiener Geschichts- blätter. 30/1975, S. 94–97, hier: S. 97; Mueller, Die sowjetische Besatzung, S. 105. Am 8. April 1950 wurde am Floridsdorfer Spitz ein Gedenkstein für die drei Mitglieder des militärischen Widerstan- des enthüllt, der 1962 aus verkehrstechnischen Gründen abgetragen werden musste. 1964 wurde eine Gedenktafel beim Haupteingang des Städtischen Amtshauses Am Spitz 1 enthüllt. Vgl. Doku- mentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.), Gedenken und Mahnen in Wien 1934– 1945. Gedenkstätten zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung. Eine Dokumentation. Wien 1998, S. 418. Nach Rudolf Raschke, Alfred Huth und Ferdinand Käs sind heute drei benachbarte Straßen in der Nähe des Floridsdorfer Spitz benannt. Im 14. Wiener Gemeindebezirk wurde nach Biedermann, Huth und Raschke eine Kaserne benannt. 197 Rauchensteiner, Der Krieg in Österreich, S. 164. 198 Meldegänger der O5, unter ihnen Mitja Gutov, führten sowjetische Einheiten über die Hütteldorfer Straße und die Triester Straße ins Zentrum Wiens. Vgl. Rathkolb, Raoul Bumballa, S. 301.
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Stalins Soldaten in Österreich
Subtitle
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Author
Barbara Stelzl-Marx
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
874
Categories
Geschichte Nach 1918
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