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Nach 1918
Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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Page - 118 - in Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955

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II. Kriegsende in Österreich118 am 19. April 1945 im sowjetischen Volkskommissariat für Äußeres einlang- te. Er dürfte bis dahin auch keine einschlägigen Befehle bezüglich der Wi- derstandsbewegung erhalten haben. Diese Verzögerung hing aber eventuell auch damit zusammen, dass Dekanozov als Politischer Berater für Österreich im NKID zu diesem Zeitpunkt gerade nach Österreich gereist war.225 Nachdem sich die Lage in Wien einigermaßen normalisiert hatte, trat auch Carl Szokoll selbst wieder auf den Plan: Er wandte sich bereits am 10. April an den sowjetischen Stab in der Lange Gasse im 8. Wiener Gemeindebezirk und soll von einem sowjetischen Generaloberst beauftragt worden sein, mit Unterstützung der KPÖ und der O5 die Polizei in Wien zu organisieren.226 Als Chef der weitgehend unbewaffneten Hilfspolizei amtierte Szokoll vom Palais Auersperg aus mit ein paar Hundert Widerstandskämpfern, die mit rot-weiß-roten Armbinden als solche erkennbar waren. Am 12. April soll er eine Petition an Blagodatov gerichtet haben, worin er zum einen um den Schutz der Zivilbevölkerung vor „Plünderungen und Vergewaltigungen allein herumziehender russischer Soldaten“ ersuchte und zum anderen die Beschlagnahmung sämtlicher Vorräte und Kraftfahrzeuge durch die Rote Ar- mee kritisierte, wodurch „sämtliche Versorgungseinrichtungen lahmgelegt werden und sie [die Stadt Wien] in kürzester Zeit einer Hungersnot entge- gengehen“ würde.227 Ebenfalls am 12. April präsentierte Szokoll Offizieren der Roten Armee seine Vorstellungen über „eine erste, aus Widerstandskämpfern der O5 und der KP zusammengesetzte zivile Vertretung“. Die sowjetische Seite delegier- te zwei Verbindungsoffiziere der Roten Armee ins Palais Auersperg ab, die jedoch eher der Kontrolle als der Unterstützung der O5 gedient haben dürf- ten.228 Bald sollte sich zeigen, dass weder die sowjetischen Verantwortlichen noch die um Einfluss ringenden neuen politischen Parteien an der Existenz der O5 interessiert waren: Den ersten diesbezüglichen Schritt setzte die KP, deren führende Vertreter, Johann Koplenig und Ernst Fischer, am 12. April aus dem Moskauer Exil nach Wien zurückgekehrt waren. Noch in der Nacht 225 Die Reise von Dekanozov nach Österreich ist durch die Memoiren Ernst Fischers belegt, der bei seiner Rückkehr aus Moskau im selben Flugzeug saß wie Dekanozov. Vgl. Fischer, Das Ende einer Illusion, S. 19; Wagner, Die Besatzungszeit aus sowjetischer Sicht, S. 42. 226 CA FSB RF, K-109717, t. 3, S. 5, Verhörprotokoll von Carl Szokoll, 24.4.1945. Laut Verhörprotokoll konnte Szokoll diese Aufgabe jedoch nicht „zur Gänze erfüllen“, da ihn das sowjetische Komman- do wenig später, nämlich am 15. April, verhaften ließ. 227 Szokoll, Die Rettung Wiens, S. 379. Vgl. Fritz Molden, Besetzer, Toren, Biedermänner. Ein Bericht aus Österreich 1945–1962. Wien – München – Zürich – New York 1980, S. 72f. 228 Aichinger, Sowjetische Österreichpolitik, S. 162; Wagner, Die Besatzungszeit aus sowjetischer Sicht, S. 65.
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Stalins Soldaten in Österreich
Subtitle
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Author
Barbara Stelzl-Marx
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
874
Categories
Geschichte Nach 1918
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