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II. Kriegsende in
Österreich126
seine militärische Widerstandsbewegung legalisieren zu lassen, damit die
Mitglieder die „verdiente Anerkennung“ für ihre Arbeit bekommen wür-
den.269
Szokoll selbst versuchte in dieser Zeit herauszufinden, wer ihn beim sow-
jetischen Kommando im April 1945 verraten und dadurch zu seiner Ver-
haftung beigetragen hatte. Zu diesem Zweck traf er sich zunächst Ende Juli
mit Raoul Bumballa. Dieser riet ihm, die sowjetische Zone zu verlassen und
sich mit den Briten in Verbindung zu setzen. Bumballa selbst, so berichtete
Szokoll, stünde in Kontakt mit den Briten.270 Szokoll lehnte diesen Vorschlag
ab, da er „nichts Schlechtes gegen die Russen“ getan habe. Bei ihrer zweiten
Unterredung Anfang August 1945 wollte Szokoll, dass Bumballa die Westal-
liierten nach ihrer Ankunft in Wien über seine Rolle als Widerstandskämp-
fer informierte. Diesen Wunsch lehnte Bumballa mit der Begründung ab, er
wisse nicht, ob die O5 überhaupt anerkannt werde. Außerdem habe er – was
Szokoll bezweifelte – keine Verbindung mehr zu den Briten, weswegen Szo-
koll zu dem Schluss kam, Bumballa würde ihm nicht vertrauen. Abgesehen
von einem kurzen Gespräch während des Begräbnisses von Leutnant Walter
Bart am 28. August271 fand offensichtlich kein weiteres Treffen mehr statt.272
Szokoll wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ihm Bumballa vor-
warf, durch sein plötzliches Verschwinden nach dem Verrat des Aufstandes
noch mögliche punktuelle Rettungsmaßnahmen – so für die Kaibrücken –
verhindert zu haben.273 In seinen Memoiren reagierte er verärgert auf diese
Information und betonte, er habe nie mit dem „Siebenerausschuss“ zu tun
gehabt und die jungen Kampfgruppenkommandanten hätten sich freiwil-
lig unter sein direktes Kommando gestellt. „Bumballa“, kritisierte Szokoll,
„war nur einer der vielen, die für sich in Anspruch nahmen, Wien gerettet zu
haben.“274
269 CA FSB RF, K-109717, t. 4, S. 102f., auf Deutsch S. 104, Schreiben von Carl Szokoll an Karl Renner,
22.8.1945.
270 CA FSB RF, K-109717, t. 1, S. 6–14, Verhörprotokoll von Carl Szokoll, 11.9.1945. Bumballa wurde
mehrfach verdächtigt, für einen ausländischen Geheimdienst zu arbeiten. Laut den Erinnerungen
von Ernst Fischer habe Renner bei einer Sitzung der provisorischen Staatsregierung Bumballa als
Spion für den britischen Geheimdienst des Saales verwiesen. Vgl. Fischer, Das Ende einer Illusion,
S. 79; Rathkolb, Raoul Bumballa, S. 309.
271 Walter Bart war am 6. April 1945 ums Leben gekommen. Nachdem sein Leichnam erst im August
gefunden worden war, fand am 28. August 1945 seine feierliche Beisetzung auf dem Friedhof Hiet-
zing statt. CA FSB RF, K-109717, t. 4, S. 95, auf Deutsch S. 97, Einladung der ehemaligen Leitung der
O5 zum Begräbnis von Walter Bart.
272 CA FSB RF, K-109717, t. 1, S. 6–14, Verhörprotokoll von Carl Szokoll, 11.9.1945.
273 Rathkolb, Raoul Bumballa, S. 301.
274 Szokoll, Die Rettung Wiens, S. 375.
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Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Stalins Soldaten in Österreich
- Subtitle
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Author
- Barbara Stelzl-Marx
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 874
- Categories
- Geschichte Nach 1918