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II. Kriegsende in
Österreich140
3.3 Befreiung Österreichs durch die Westalliierten
Zu einem Zeitpunkt, als Stalin bereits die Einnahme von Wien feiern ließ
und gleichzeitig veranlasste, den ehemaligen Staatskanzler Dr. Karl Renner
mit der Führung einer provisorischen Staatsregierung zu betrauen, zu einem
Zeitpunkt, als sich die Vertreter aller politischen Lager in den von den Sow-
jets befreiten Gebieten Österreichs zu (re)organisieren begannen, hatte noch
immer kein westalliierter Soldat österreichischen Boden betreten. Erst gegen
Ende April 1945 näherten sich französische und US-amerikanische Truppen
der Grenze Österreichs.
Den US-Amerikanern sollte dabei die Aufgabe zufallen, von Nordwesten
her nach Österreich vorzustoßen. Am 26. April konnten Teile der 11. US-Pan-
zerdivision im Raum Schwarzenberg erstmals kurz auf österreichisches Terri-
torium vorfühlen. Während die 3. US-Armee unter General George S. Patton
nach Linz vorrückte, operierte südwestlich von ihr die 7. US-Armee unter Ge-
neralleutnant Alexander M. Patch. Diese spaltete sich nach der Entscheidung
General Dwight D. Eisenhowers, mit Schwerpunkt nach Süden durch Bayern
gegen die vermeintliche Alpenfestung vorzugehen, in zwei Flügel: Der linke
Flügel stieß in das Salzkammergut vor, während der rechte Flügel Richtung
Brenner vorrückte. Vom 29. April bis zum 2. Mai betrat die US-Armee auf
breiter Front ehemaliges österreichisches Staatsgebiet.331
Gleichzeitig überschritt am 29. April 1945 die französische 5. Panzerdivi-
sion der 1. Französischen Armee im Westen Österreichs die Grenze zu Vor-
arlberg, das sie gemeinsam mit der 2. marokkanischen Infanteriedivision und
der 4. marokkanischen Gebirgsdivision bis zum 5. Mai ohne große Gegen-
wehr besetzen konnte. Am 6. Mai erreichte die 2. marokkanische Infanterie-
division, die auf Skiern das Flexengebirge und den Arlberg überquerte, St.
Anton am Arlberg in Tirol. Am Abend des 5. Mai hatten bereits – zur Enttäu-
schung der Franzosen – amerikanische Truppen Landeck erreicht.332 Die Rote
Armee verharrte zu dieser Zeit immer noch im Stellungskrieg.
Teile der 7. US-Armee besetzten innerhalb von nur vier Tagen ganz Ti-
rol, wobei die Reste der deutschen Heeresgruppe G kaum noch Widerstand
leisteten. Österreichische Widerstandskämpfer befreiten am 2. Mai Innsbruck
und übergaben die rot-weiß-rot beflaggte Stadt am 3. Mai den US-Amerika-
nern, denen die Bevölkerung zujubelte.333 Auch Salzburg nahm die 7. US-
Armee am 4. Mai praktisch kampflos ein. Am 3. Mai waren Einheiten der
331 Rauchensteiner, Der Krieg in Österreich, S. 333f.; Schneider, Der Krieg in Österreich, S. 43.
332 Rauchensteiner, Der Krieg in Österreich, S. 310, 327f.
333 Ebd., S. 330; Schneider, Der Krieg in Österreich, S. 43; Rauchensteiner, Der Sonderfall, S. 92f.
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Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Stalins Soldaten in Österreich
- Subtitle
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Author
- Barbara Stelzl-Marx
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 874
- Categories
- Geschichte Nach 1918