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3. Die militärische Ebene: Armee und Kommandanturen 185
3.3.1 Reformen 1952
Die Auflösung der ORVK und der drei Landeskommandanturen erfolgte
schließlich Anfang Februar 1952 im Rahmen einer tief greifenden Reform
des sowjetischen Besatzungsapparates in Österreich.123 Dabei wurden die
28124 Bezirkskommandanturen direkt dem sowjetischen Hochkommissar un-
terstellt.125 In Wien existierten zu dieser Zeit die Stadtkommandantur im Pa-
lais Epstein sowie sieben Stadtbezirkskommandanturen. Diese wurden nun
ebenfalls gemäß der neuen „Verordnung über den Sowjetischen Teil der Alli-
ierten Kommission in Österreich“, die der Ministerrat per Beschluss Nr. 986–
317ss am 20. Februar 1952 angenommen hatte, der SČSK untergeordnet.126
Am 1. März 1952 ließ das sowjetische Kriegsministerium zwölf von 16
Kommandanten durch „starke und verlässliche Arbeiter“ austauschen,127
was man im Dezember 1952 bei 18 von insgesamt 37 sowjetischen Militär-
kommandanten wiederholte. Während die Kommandanturen in operativer
Hinsicht nunmehr der SČSK unterstanden, lag die militärische und politische
Vorbereitung des Militärpersonals weiterhin beim Stab der Zentralen Grup-
pe der Streitkräfte. Zur besseren Koordinierung der Tätigkeit der SČSK und
jener der CGV verlegte man die Abteilung des Stabes der CGV vom sowjeti-
schen Hauptquartier in Baden in das Gebäude der SČSK nach Wien.128
123 Siehe dazu auch das Kapitel B.III.5.6 „‚Liquidierung des Parallelismus‘: Reform 1952“ in diesem
Band.
124 Der Entwurf für die neue Verordnung sah folgende 31 Bezirkskommandanturen vor: Amstetten,
Baden, Bruck a. d. Leitha, Gänserndorf, Gmünd, Hollabrunn, Horn, Korneuburg, Krems, Lilienfeld,
Melk, Mistelbach, Neunkirchen, Scheibbs, St. Pölten, Tulln, Pöggstall, Waidhofen a. d. Thaya, Wie-
ner Neustadt, Zwettl (alle Niederösterreich); Güssing, Jennersdorf, Mattersburg, Neusiedl, Ober-
pullendorf, Oberwart (alle Burgenland); Freistadt, Perg, Rohrbach, Urfahr (alle Oberösterreich). Sie-
he: GARF, F. R-5446, op. 86, d. 708, S. 42–50, hier: S. 44, Verordnung über den Sowjetischen Teil der
Alliierten Kommission in Österreich, Beilage zur Verordnung des Ministerrates der UdSSR „Über
die Lage und die Funktionen des Sowjetischen Teils der Alliierten Kommission in Österreich“ [Ent-
wurf] [Februar 1952]. Vgl. Mueller, Die sowjetische Besatzung in Österreich, S. 61.
125 RGASPI, F. 82, op. 2, d. 1117, S. 66–75, Beschluss Nr. 986-317ss des Ministerrates der UdSSR, Über
die Struktur und die Funktionen des Sowjetischen Teils der Alliierten Kommission in Österreich
und Verordnung über den Sowjetischen Teil der Alliierten Kommission in Österreich (Beilage Nr.
1) [20.2.1952]. Abgedruckt in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich,
Dok. Nr. 78.
126 GARF, F. R-5446, op. 86, d. 708, S. 1f., Vergleichstabelle der bestehenden und geplanten Stellen der
Kommandanturen der SČSK, Beilage zur Verordnung des Ministerrates der UdSSR „Über die Lage
und die Funktionen des Sowjetischen Teils der Alliierten Kommission in Österreich“ [Entwurf] [Fe-
bruar 1952]. Vgl. Mueller, Die sowjetische Besatzung in Österreich, S. 50.
127 RGASPI, F. 82, op. 2, d. 1117, S. 111–115, Informeller Bericht von V. Grigor’jan an Stalin über die
Umsetzung des Beschlusses des Politbüros des ZK der VKP(b) vom 1. November 1951 „Über Maß-
nahmen zur Verbesserung der Arbeit der SČSK“, 28.3.1952. Abgedruckt in: Karner – Stelzl-Marx
– Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 79.
128 RGANI, F. 5, op. 28, d. 70, S. 1–56, hier: S. 7, Bericht von V. Sviridov und S. Kudrjavcev an A. Smir-
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Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Stalins Soldaten in Österreich
- Subtitle
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Author
- Barbara Stelzl-Marx
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 874
- Categories
- Geschichte Nach 1918