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Stalins Soldaten in Österreich - Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
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III. Der sowjetische Besatzungsapparat: Struktur und Funktion186 An der Spitze jeder Bezirkskommandantur stand der Kommandant, der mithilfe seines Stellvertreters für die politische Arbeit unter der Bevölkerung zuständig war.129 Vorgesehen war auch mindestens ein Dolmetscher pro Kommandantur, doch war gerade dieser Posten häufig nicht besetzt.130 Eine Sonderstellung fiel der Wiener Stadtkommandantur131 zu, die – wie auch die Budapester Stadtkommandantur – direkt dem Militärrat der CGV unterstellt war.132 Bereits Mitte März 1945 ernannten Tolbuchin und Želtov Ge- neralmajor Nikolaj G. Travnikov zum ersten (provisorischen) Stadtkomman- danten Wiens. Travnikov, der zwischenzeitlich aus Angehörigen der 4. Garde- Armee einen Mitarbeiterstab zusammengestellt hatte, trat sein Amt offiziell am 5. April mit dem Beginn der Eroberung Wiens an. Ihm folgte per 12. April 1945 Generalleutnant Aleksej V. Blagodatov, der dieses Amt parallel zu seiner Funk- tion als Garnisonskommandant von Wien bis zum 15. Oktober 1945 ausübte.133 Die Stadtkommandantur befand sich anfangs im Hotel Imperial,134 wo bis 1955 der Sitz des sowjetischen Militär- bzw. Hochkommissars war, übersiedelte je- doch noch im April 1945 ins Gebäude des Palais Epstein, dem ehemaligen Sitz des Wiener Stadtschulrates und der Bauabteilung der NS-Reichsstatthalterei.135 nov „Über die Umsetzung des Beschlusses des Ministerrates vom 1. November 1951 über die Ver- besserung der Arbeit des Sowjetischen Teils der Alliierten Kommission in Österreich“, 21.3.1953. Abgedruckt in: Mueller et al., Sowjetische Politik in Österreich, Dok. Nr. 84, S. 52–56. Erstmals pub- liziert in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 80. 129 CAMO, F. 275, op. 45235os, d. 2, S. 184–189, Weisung der CGV an die Militärkommandanten auf dem von sowjetischen Truppen besetzten Gebiet Österreichs und Ungarns, 15.9.1945. Abgedruckt in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 69; Merl, Besat- zungszeit im Mühlviertel, S. 82f. 130 Nur eine von drei Bezirkskommandanturen im Mühlviertel hatte 1954 einen Dolmetscher, was sich negativ auf die Arbeit der Militärkommandanten auswirkte. Vgl. RGANI, F. 5, op, 28, d. 222, S. 21–77, hier: S. 74, Bericht des Bevollmächtigten des Hochkommissars für Oberösterreich, Kovalev [Februar 1955.] Auch der Militärkommandant von Güssing beklagte sich, dass seine Tätigkeit ohne den Dolmetscher erschwert werde. Vgl. CAMO, F. Berndorf, op. 345200s, d. 4, S. 6–10, Monats- bericht des Militärkommandanten von Güssing, Čirkov, an den Landeskommandanten über die Tätigkeit der Militärkommandantur, 25.2.1949. 131 Die Wiener Stadtkommandantur wurde in sowjetischen Dokumenten auch als „Central’naja Ko- mendatura Sovetskoj zony g. Vena“ („Zentralkommandantur der sowjetischen Zone Wiens“) be- zeichnet. In zeitgenössischen österreichischen Quellen findet sich unter anderem die Bezeichnung „sowjetische Zentralkommandantur“. 132 CAMO, F. 275, op. 45235os, d. 2, S. 184–189, Weisung der CGV an die Militärkommandanten auf dem von sowjetischen Truppen besetzten Gebiet Österreichs und Ungarns, 15.9.1945. Abgedruckt in: Karner – Stelzl-Marx – Tschubarjan, Die Rote Armee in Österreich, Dok. Nr. 69. Siehe dazu auch Tabelle 4 im Anhang dieses Bandes. 133 Savenok, Venskie vstreči, S. 34–37; Blagodatow, Die ersten Friedenstage in Wien, S. 25; Wagner, Die Besatzungszeit aus sowjetischer Sicht, S. 44f.; Vartanov, Die Aufgaben der Militärkommandantu- ren, S. 168; Mueller, Die sowjetische Besatzung in Österreich, S. 51. 134 Savenok, Venskie vstreči, S. 35. 135 Nach der Ära als sowjetische Stadtkommandantur und einem Intermezzo als Dependance der Aka-
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Stalins Soldaten in Österreich Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Stalins Soldaten in Österreich
Subtitle
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Author
Barbara Stelzl-Marx
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78700-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
874
Categories
Geschichte Nach 1918
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