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III. Der sowjetische Besatzungsapparat: Struktur und
Funktion284
reitete die Wirtschaftsabteilung regelmäßig umfangreiche Tätigkeitsberich-
te vor, die der Stab der SČSK – nach der Bestätigung durch den Leiter des
Stabes – dem ZK der VKP(b) bzw. der KPdSU übermittelte. Kontrolle und
Unterstützung lagen gleichermaßen in den Händen der SČSK.526
Gleichzeitig bestanden enge Verbindungen zur Abteilung für Reparatio-
nen und Restitutionen der SČSK. Diese wiederum war gemeinsam mit den
Militärkommandanturen und einzelnen USIA-Abteilungen für die Suche
nach „Deutschem Eigentum“ sowie für die „Kontrolle über die Erfüllung
des Befehls Nr. 17“ in der sowjetischen Besatzungszone zuständig. Sie do-
kumentierte zudem genau ehemaliges Wehrmachtseigentum wie Kasernen,
Offiziersunterkünfte oder Militärflughäfen, die sowohl die USIA als auch die
Zentrale Gruppe der Streitkräfte nutzten.527
Unklare Kompetenzen waren die – zumindest teilweise beabsichtigte –
Folge. Die charakteristische Zweideutigkeit im sowjetischen Plansystem und
folglich in den Kompetenzen erleichterte die Kontrolle von oben und gab den
Kompetenzträgern eine gewisse Unsicherheit.528 Beispielsweise beschwerte
sich die SMV-Leitung beim Sekretär der ZK der KPdSU, Georgij Malenkov,
die für Erdöl zuständige Verwaltung der GUSIMZ würde die ihr von der
SMV gestellten Fragen „unzufriedenstellend“ lösen. Außerdem hätten zwei
führende Vertreter der GUSIMZ, die sich 1952 „für lange Zeit“ in Wien aufge-
halten hätten, der SMV „keinerlei praktische Hilfe“ erwiesen. Sie hätten sogar
vorgeschlagen, Öl nach Westdeutschland zu verkaufen. Malenkov verpflich-
tete daraufhin die GUSIMZ unter Vladimir Sergeev und das Handelsminis-
terium unter Sergej A. Borisov, die notwendigen Maßnahmen in „operativer
Weise“ zu ergreifen.529
Wenig später gab auch der sowjetische Direktor der zu 50 Prozent be-
schlagnahmten Erdöl-Produktions-Gesellschaft (EPG), Aleksandr Petrovič
Kozlov, in seiner Funktion als KPdSU-Mitglied Nikita S. Chruščev Informa-
tionen über die beiden GUSIMZ-Vertreter S. N. Jatrov und G. T. Ovnatanov
weiter, die „die Bedingungen der Arbeit sowjetischer Betriebe in einem kapi-
526 Vgl. etwa: RGASPI, F. 17, op. 137, d. 918, S. 203–243, Bericht des Leiters der Wirtschaftsabteilung
der SČSK, V. Smirnov, über die Tätigkeit der wirtschaftlichen Betriebe in Österreich 1952, die
Kontrolle der Wirtschaftsabteilung über ihre Tätigkeit und die Unterstützung an diese Organisa-
tionen, 28.2.1953; RGASPI, F. 17, op. 137, d. 918, S. 203–243, Begleitbrief des stv. Leiters der Stabes
der SČSK, S. Maslov, an Grigor’jan zur Übersendung des Tätigkeitsberichts der sowjetischen Wirt-
schaftsorganisationen in Österreich 1952, 2.3.1953.
527 RGASPI, F. 17, op. 128, d. 504, S. 2–33, hier: S. 18–21, Bericht von Borisov über die Arbeit der Abtei-
lung für Reparationen und Restitutionen der SČSK 1948, 4.3.1949.
528 Klambauer, Die USIA-Betriebe in Niederösterreich, S. 31.
529 RGANI, F. 3, op. 8, d. 10, S. 14–20, hier: S. 17, Beschluss des ZK der KPdSU, Über Maßnahmen be-
züglich der SMV [27.1.1953].
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Stalins Soldaten in Österreich
Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Stalins Soldaten in Österreich
- Subtitle
- Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955
- Author
- Barbara Stelzl-Marx
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78700-6
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 874
- Categories
- Geschichte Nach 1918