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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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2925. Jänner 1854 hier, wie überhaupt überall in nubien, kam die ganze Bevölkerung uns zugelaufen, Alles mögliche zum verkaufe anbietend, steine, scarabeen, die messer, welche sie am Arme mit einer ledernen schlinge tragen, eben- holzstöcke, Paños und allen erdenklichen Plunder, Weiber und kinder zwi- schen furcht, neugierde und geldsucht schwankend, davonlaufend, wenn man ihnen in die nähe kömmt, und gleich darauf wieder nachdrängend, im ganzen ein schöner schlag menschen, schwarzbraun und ganz nackt. die mädchen tragen jenen paño von leder und Perlen, die Weiber einen braunen überwurf. Alle aber glauben fest, die europäer kommen bloß, um in ihren tempeln durch Zauberey verborgene schätze zu heben, und ver- langen Bakschisch als einen theil des gefundenen. gegen 2 uhr nachmittags sahen wir einen dritten tempel, in gerf hos- seyn, den größten und schönsten von Allen, ja von Allen in nubien, ipsam- bul ausgenommen, er ist wie dieser in den felsen gehauen, und äußerlich nichts zu sehen als das ziemlich schmale thor und eine doppelte säulen- reihe als eingang, eine Art Porticus, im innern aber sind colossale räume: kolosse als caryatiden im propylon etc., er ist von sesostris gebaut. man sieht hier zuweilen ruinen von dämmen, mit denen die römer den nil ge- gen die Aethiopier zu sperren versuchten. [am nil vor Philoë] 25. Jänner vorgestern nachmittags sahen wir noch einen vierten tempel, in dendur, ziemlich unbedeutend. in der dunkelheit begegneten wir später einem englischen Boote, wel- ches vor 3 Wochen cairo verlassen hatte und uns zurief, die türkische flotte sey bey sinope zerstört worden. diese Angabe wurde uns gestern durch ein anderes Boot, dem wir begegneten, mit dem Zusatze bestätiget, frankreich und england hätten krieg an rußland erklärt, und lord Palmerston sey Premierminister.1 Alles dieß klingt ziemlich unwahrscheinlich, doch bedeu- tet es so viel, daß der krieg fortdauert, und daß demnach die heimreise über syrien, constantinopel und die donau immer unwahrscheinlicher wird, cela me préoccupe, und es reißt nebenbey meine europäischen narben auf. infandum renovat dolorem. gestern früh ankerten wir vor kalabsche (talmis) und gingen, sobald wir aufgestanden waren, die beyden dort befindlichen Tempel ansehen. Der eine, sehr groß und noch ziemlich gut erhalten (an den tempel in medinet 1 Am 30.11.1853 siegte die russische flotte über die türkische vor sinope/sinop, ca. 600 km östlich von konstantinopel. die weiteren informationen waren falsch, in england blieb Aberdeen Premier-, Palmerston innenminister, zum kriegsausbruch zwischen russland und den Westmächten kam es erst am 28.3.1854.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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