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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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9127. April 1854 scheint also, daß wir Preußen im schlepptau haben anstatt umgekehrt, wie ich fürchtete. in kleinasien herrscht gemüthliche Anarchie, da alle truppen weggezo- gen sind. in der gegend von macri ist förmlicher krieg zwischen dem Aga (gouverneur) und dem chef der Baschibazuk,1 welcher letztere des Agas haus gestürmt und seine Weiber und kinder ermordet hat. Auch mit der ernte wird es übel aussehen, da 2/3 der gesammten männlichen Bevölke- rung seit vorigem Jahr bey der Armée sind. dagegen hat die regierung aus syrien, damascus, gaza, den drusen etc. nur freywillige aufgerufen und diese nur in sehr geringer Anzahl erhalten! ihre gewalt erstreckt sich, wie es scheint, nur mehr auf die der hauptstadt zunächstliegenden Provinzen. ich machte heute einen spaziergang nach der caravanenbrücke, eine ganz hübsche gegend mit einem cypressenwalde, der zugleich türkischer gottesacker ist, im hintergrunde und ein paar caffehhäusern an einem Ba- che, dem rendezvous der schönen Welt. ich glaube, daß ein Weiberfreund nicht bald wo so schöne und leichte Beute finden dürfte als in Smyrna, es ist ein kreuzfeuer von schönheiten. hauptsächlich fällt mir hier der mangel an türkischen frauen, sitten etc. auf, es ist eine ganz europäische stadt mit griechischen costumes. griechen und Armenier bilden die mehrzahl, türken gibt es weniger. der handel von smyrna (sonst der einzige handelsplatz der levante) nimmt ab, seitdem sich griechenland, Beyrut, syrien, caramanien, Alex- andrien, trapezunt etc. gehoben haben. die engländer stehen in erster reihe, nach ihnen kommen wir, der haupthandel ist krappwurzel (Aliz- zari) hauptsächlich nach england, südfrüchte, rosinen, feigen etc., bis vor kurzem noch hauptsächlich nach triest, jetzt wegen der hohen fracht- preise der eisenbahnen directe nach norddeutschland!! opium nach Alex- andrien und singapore, getreide etc. in kirchlicher Beziehung ist hier von einer Praeeminenz frankreichs keine spur, eher noch sind wir im vortheile, wir haben unsere eigenen kir- chen, spitäler etc. Ja wir haben jetzt sogar das Protectorat über die unirten Armenier, also eigentlich türkische unterthanen, erlangt, und die mechita- risten von Wien haben hier und im innern mehrere kirchen gegründet, ja sogar in Aidin einen eigenen gottesacker, eine in der türkey beyspiellose Begünstigung. mächte frankreich, großbritannien, österreich und Preußen trotz des kriegszustands der Westmächte mit russland mit dem Ziel, die integrität der türkei zu erhalten und eine verbesserung der lage der christlichen untertanen des sultans zu erreichen. 1 irreguläre truppen der türkischen Armee.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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