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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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Page - 123 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III

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12322. Juli 1854 das habe ich heute gethan und in christlicher demuth die zweyte Backe hingereicht, jetzt überarbeite ich in dieser nähmlichen lammherzigen rich- tung ein mémoire, welches ich, bereits in constantinopel ausgearbeitet, dem kaiser übergeben wollte, lasse Alles weg, was Anstoß erregen könnte, und füge mich in exemplarischer geduld.1 genug davon, lerchenfeld hat mir neulich auf meinen Brief aus Beyrut geantwortet, über die kleinstaaterey gejammert und mich um himmelswil- len gebethen, es mir ja noch einmahl zu überlegen, ehe ich einen definitiven entschluß fasse. in der orientalischen frage noch nichts Bestimmtes, doch scheint es, daß wir Preußen endlich bewogen haben, mit uns zu gehen, nach langem Widerstreben, nun dürfte die russische Antwort der conferenz2 vorgelegt werden (hinter welche Buol sich weislich verschanzt hat, uranfänglich um frankreich gegen ein etwaiges überspringen zu rußland festzuhalten, jetzt um sich eine antirussische majorität zu sichern), und da die Westmächte mittlerweilen ihre instructionen hieher haben gelangen lassen, abgelehnt werden. ob wir dann in die Walachey einrücken? nescio, ich fürchte, wir haben den günstigsten moment bereits verpaßt, denn jetzt stehen schon die türken darin und bald auch die Alliirten. Paskewitsch ist in ungnade, die russen erleiden eine schlappe um die andere. die revolution in spanien hat gesiegt, espartero steht an der spitze, was nun? republik? montpensier? oder nur ein ministerwechsel? in jenen beyden fällen wäre das für louis napoleon eine gefährliche diversion.3 1 In K. 115, U. 666 findet sich ein undatiertes, neunseitiges Konzept dieses Rechtfertigungs- schreibens an den kaiser mit zahlreichen korrekturen und streichungen. ob und in wel- cher form es abgesandt wurde, ist unklar. Andrian schreibt darin, dass es sich bei den maßnahmen gegen ihn nur um ein missverständnis handeln könne, und ersucht daher um eine strenge, genaue und vollständige untersuchung und um die mitteilung der gegen ihn erhobenen Anschuldigungen: „es muß endlich einmahl klar werden, ob ich die gnade und das vertrauen euer majestät oder ihre ungnade verdiene. Was ich verdienstliches und ersprießliches geleistet habe, sind thatsachen, eurer majestät bekannt und aller Welt of- fenkundig. diesen gegenüber scheinen Beschuldigungen zu stehen, welche ich nicht kenne, ja von denen ich auch nicht die leiseste Ahnung habe – und nach diesen bin ich gerichtet und verurtheilt worden. habe ich die ungnade eurer majestät verdient, so werde ich mich ihr ohne Widerrede unterwerfen.“ sollte die untersuchung aber das gegenteil ergeben, so müsse er in einer Weise rehabilitiert werden, „welche nicht den Anschein einer nachsicht, einer verzeihung (deren ich nicht bedarf, weil ich nichts verbrochen habe) an sich trüge, sondern mich öffentlich vor aller Welt rechtfertigen und dem, was ich in den verschiedenen lagen meines lebens geleistet habe, die gebührende Anerkennung verschaffen wird.“ die zitierten Passagen sind jedoch bereits im entwurf gestrichen. 2 die Wiener konferenz der diplomatischen vertreter der großmächte. 3 nach dem sieg der Progressisten gegen die eigene verfassungsfeindliche regierung be- auftragte königin isabella ii. am 19.7.1854 den früheren regenten Baldomero espartero
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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