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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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Page - 159 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III

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15929. Jänner 1855 daß sie ignoranz und gleichgültigkeit gegen Alles vernünftigere, ernstere, gegen jedes gespräch, das über theater, Pferde und klatsch hinausgeht, affektiren, mehr noch als dieß wirklich der fall ist, daß sie die dummheit, gleichgültigkeit und Alltäglichkeit auf den Altar stellen, während in jenen kreisen geradezu das streben nach dem entgegengesetzten mode ist, daher auch ein vernünftiger liberalismus im gegensatze zu dem starren stehen- bleiben der Aristocratie. die männer sind freylich die partie honteuse jener gesellschaft, dagegen die frauen weit liebenswürdiger und gebildeter als unsere damen, daher auch nach und nach immer mehr überläufer aus der Aristocratie und auch schon fast die ganze diplomatie sich um sie sammeln. [Wien] 29. Jänner die kälte, besonders aber der schnee wirkt schmerzhaft und aufregend auf meine nerven. diese Bärenheimath ist kein land für mich, namentlich jetzt nicht, wo soviele andere dinge dazu kommen, um meine unbehaglich- keit und restlessness zu erhöhen, vor Allen anderen diese ungewißheit und unthätigkeit, seit bald 8 monaten sitze oder vielmehr campire ich nun hier, immer wartend, immer mit einem fuße im Bügel, ohne ein nur halbwegs comfortables chez moi, denn meine Bücher und sachen sind noch immer, seit herbst 1853, verpackt, nicht in der ruhe und stimmung, mich mit ir- gend etwas zu beschäftigen, und ebensowenig in der lage, einen entschluß fassen zu können, bis es entschieden ist, ob ich von hier oder vom Auslande aus den Zweck verfolgen werde, welcher nunmehr der vorwiegende, ja der einzige gedanke meines lebens geworden ist. diese 8 monathe und deren erlebnisse sammle ich sorgfältig auf und lege sie zu den frühern. Bruck wird in 3–4 tagen hier erwartet, ob er annehmen wird, ist noch immer ungewiß, thut er es, so opfert er sich ohne resultat, das ist auch die allgemeine Ansicht. niemand erwartet etwas von ihm, weil niemand an die möglichkeit glaubt, daß noch zu helfen sey, wie verändert wird er Alles in den 1 1/2 Jahren, während welcher er von hier weggewesen, finden! ein unangenehmer vorläufer für ihn ist übrigens eine ziemlich unvorsich- tige tischrede, die er so eben erst in constantinopel gehalten, und welche alle Zeitungen wiedergaben, sollte er plötzlich ein russenfresser geworden seyn?1 ich glaube kaum, er hat nur einen ehrgeiz mehr: minister der aus- 1 internuntius Bruck hatte nach dem „Journal de constantinople“ bei einem diner im Bei- sein des großvesirs am 2.1.1855 gesagt (vgl. etwa der Wanderer v. 23.1.1855): „dort haben die türken die russen in allen treffen besiegt und dem hofe von st. Petersburg gezeigt, daß sie siegreich die rechte der türkei gegen seinen ehrgeiz vertheidigen konnten. gleich den Westmächten will oesterreich für das recht und die gerechtigkeit kämpfen und wie auch die lösung des krieges sein möge, sagte der internuntius schließlich mit einer Beto- nung, deren mächtige Wirkung wir nicht wiederzugeben vermöchten, rußland wird nicht
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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