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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
Page - 183 -
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Page - 183 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III

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18314. Juni 1855 uns auf Augenblicke, bey mir zum glücke nur auf Augenblicke, die mühsam bewahrte fassung raubt, ein solcher moment ist für mich der gegenwärtige. voran steht die Wendung in unserer Politik, in unserer miserablen halb- heit und hasenfüßerey schrecken wir vor den consequenzen unserer seit ei- nem Jahr befolgten Politik zurück und erklären uns de facto neutral, gerade in dem momente, wo wir hätten losschlagen sollen, und wo die Alliirten mit kraft und erfolg vorwärtsgehen, versäumen die vielleicht nie wiederkeh- rende gelegenheit, ein unabhängiges oder wenigstens getrenntes Polen (nach den verträgen von 1815) zwischen uns und rußland einzuschieben, und hin- dern sogar die Westmächte, denen doch an dieser sache weit weniger gelegen seyn sollte als uns, es zu thun, verderben es mit allen Partheyen und werden beym friedensschlusse hohn und schande anstatt eines vortheiles ernten. der kaiser ist nach galizien zur Armée, das bedeutet reducirung und heim- zug, anderwärts, wenn der souverain zur Armée geht, bedeutet es vorwärts gehen, kampf und ruhm, c’est une canaille aussi stupide que lâche. Bruck, der diese unglückselige Wendung durchgesetzt oder wenigstens seinen theil daran hat (in guter Absicht), setzt nichts Anderes durch und ist in übelster laune, seine reformideen werden scheitern, und nach eini- gem finanziellen hocus pocus wird er abtreten, das ist meine vorhersagung. selbst in persönlichen dingen kann er nicht durchdringen, daß man nicht an seine stabilität glaubt, erhöht die schwierigkeiten, auf die er überall stößt, für mich z.B. gibt er sich alle erdenkliche mühe, weil er weiß, daß er mich, im falle er seine Pläne zur reform der inneren organisation durchführen sollte, brauchen wird und mich verhindern will, mich anderswohin zu wen- den, aber er kann nichts erreichen, die mission nach Persien kömmt auf die lange Bank, weil Buol an dem persischerseits vorgelegten handelsvertrags- entwurfe mängel entdeckt hat, welche noch vorläufig ausgeglichen werden müssen, von einer anderen diplomatischen verwendung will Buol oder viel- mehr Werner und die hinter diesem stehende camarilla der staatskanzley nichts hören, die marotte mit suez wird ohnehin, wie mir scheint, im sande verlaufen durch den Widerstand der engländer und durch die schon begon- nene eisenbahn von cairo dahin, die Administratorsstelle im Banate scheint im Prinzipe (nicht hinsichtlich meiner Person) auf Widerstand im verwal- tungsrathe der eisenbahngesellschaft zu stoßen, jetzt gibt sich also Bruck nur mehr alle mühe, um mich in diesen verwaltungsrath, wo eben eine stelle leer ist, zu bringen, und ich habe auf sein wiederholtes drängen auch einige schritte dazu gethan, das muß sich nun in wenig tagen entscheiden. general rousseau wird von fürst Windischgrätz und einigen ungarischen Altconver- sativen lebhaft vorgeschlagen, wir wollen sehen, wessen einfluß überwiegt. dieser Platz würde übrigens weder durch große thätigkeit meine Zeit ausfül- len, noch wäre es pecuniär sehr wünschenswerth, vielleicht (aber auch nur
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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