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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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Page - 234 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III

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Tagebücher234 roli zu biegen. der mann setzt im großen wie im kleinen nichts durch und hat weder energie noch courage. ich hatte beynahe mit gewißheit darauf gerechnet gewählt zu werden, und der Wirkungskreis lockte mich sehr. Bey der Art, wie die Wahlen jedoch ausgefallen sind, und bey der Wendung, welche die ganze sache genommen hat, ist es mir freylich leichter geworden, diese schlappe zu verschmerzen, doch kann ich nicht läugnen, daß ich im ersten Augenblicke betroffen, na- mentlich aber über Brucks unzuverlässigkeit erbittert war. ich ging vorgestern, da ich es erfuhr, noch am selben tage zu ihm und hatte eine lange und stellenweise ziemlich bittere (meinerseits nämlich, denn er suchte sich zu entschuldigen) unterredung mit ihm, er läugnete gar nicht, daß er mit dem resultate unzufrieden sey, ein kurioses geständniß für einen minister, und sagte mir, ich möchte nur noch bis Anfang februar warten, wo unter mitwirkung der creditanstalt und der gesellschaft roth- schild, talabot, laing & c. die Bildung der italienischen eisenbahngesell- schaft erfolgen werde, wo er mir eine eminente stellung verspreche.1 ich sagte darauf weder Ja noch nein, will aber doch diese neue chance noch abwarten, sowenig ich auch auf seine Phrasen mehr gebe, und sowenig lok- kend auch diese stellung im vergleiche zu dem ist, was die direction der creditanstalt unter andern verhältnissen hätte werden können. denn diese verhältnisse haben sich in letzter Zeit sehr geändert, es ist ein reines schwindelgeschäft geworden, anstatt die Actien möglichst in feste hände zu bringen, haben die gründer 45 millionen für sich behalten, die sie nun schon mit 15–20% gewinn losschlagen, und 15 millionen der öffentli- chen Betheiligung reservirt, und subskribiren nun selber mit auf diese! es wird ein beyspielloser Andrang werden, und man erwartet 1000, vielleicht noch mehr millionen an subscriptionen, es ist ein wahrer scandal, und die rückwirkung und discreditirung wird nicht ausbleiben. Bruck hat eine Brochure über die österreichischen geld- und creditver- hältnisse durch Prof. stein schreiben lassen als eine Art von finanziellem manifest,2 ein gemisch von unsinn, Wortschwall und gemeinplätzen. von 1 die „Actien-gesellschaft der lombardisch-venetianischen eisenbahnen“ übernahm die im Betrieb und im Bau befindlichen Strecken der lombardisch-venetianischen Staatsbahnen und verpflichtete sich zum Bau weiterer Strecken, vor allem der Herstellung der Verbin- dung triest-venedig-mailand und der Anbindung an die toskanischen Bahnen. der ent- sprechende vertrag wurde am 14.3.1856 geschlossen (kaiserliche genehmigung am 17. April). gründer der gesellschaft waren neben der credit-Anstalt und dem Wiener und londoner haus rothschild französische, italienische und englische investoren, darunter auch jene Personen, mit denen Andrian verhandelt hatte (talabot, Blount, laing, uzielli). Andrian wurde verwaltungsrat dieser gesellschaft, vgl. eintrag v. 4.5.1856. 2 lorenz v. stein, die neue gestaltung der geld- und creditverhältnisse in österreich (Wien 1855).
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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