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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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Page - 244 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III

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Tagebücher244 führe ich ein unglaublich langweiliges und in gesellschaftlicher hinsicht lee- res leben, in die sogenannte große Welt gehen kann ich sowol wegen meiner stellung zum hofe als auch aus anderen gründen nicht, und würde es auch, wenn das nicht wäre, nicht thun, da es nichts faderes und geistloseres gibt als diese langweiligen altbekannten gesichter, die nebstdem mit jedem Jahre kleinstädtischer werden, meine hoffnung, bey gabriele neuwall einen angenehmen salon einrichten zu können, ist durch die dumme eifersucht ih- res mannes vereitelt worden, und eine andere interessante gesellschaft gibt es hier nicht, vielleicht komme ich einmahl in die lage, gelehrte und andere interessante Persönlichkeiten bey mir zu versammeln, doch geht das jetzt noch nicht, und daneben wird mir der umgang mit geistreichen angeneh- men frauen immer ein Bedürfniß bleiben, und zwar eines, welches nirgends so schwer zu befriedigen ist als hier. so bin ich denn größtentheils auf theater und casino angewiesen, mise- ria, meine geliebte gabriele sehe ich oft, doch nicht oft genug, um daß sie mir von aller der ressource wäre, welche sie bey ihrem klaren verstande und ihrer rührenden liebe zu mir seyn könnte, da wir ihren mann ménagiren müssen, doch liebe und verehre ich sie täglich mehr, denn sie ist eine Perle, und ihre schönheit ist noch der geringste ihrer vorzüge. Andererseits glaube ich auch, daß ich in mancher Beziehung vortheilhaft auf sie einwirke. meine schwester gabrielle ist am 28. mit ihrem hofe nach ofen abgereist, um etwa 3 monathe dort zu bleiben, für mich eine große lücke. gottfried ist seit 8 tagen hier auf urlaub. der ganze continent ist in einem ekelhaften friedensrausche, ekelhaft, weil derselbe auf nichts als speculationswuth und schmutzige gaunerey hinausläuft, die Papiere steigen überall, und so auch hier, wie toll, das silber ist bis auf 7 gefallen, alle Papiere, namentlich industriepapiere, schwindel- haft gestiegen, man glaubt, den frieden schon im sacke zu haben, und wirk- lich wird es diesem allgemeinen taumel gegenüber immer schwerer werden, das schwert wieder zur hand zu nehmen, wenn also rußland aufrichtig war und aufrichtig bleibt, so glaube ich jetzt selbst an frieden, worauf aber ruß- land alsobald anfangen wird, seine alten Pläne auf neuen Wegen zu verfol- gen. nur in england herrscht, wie immer, ehrenhaftigkeit und nüchtern- heit. ich bin daher jetzt oft in low spirits, weil ich eine Periode der Jüdeley vor mir sehe, während welcher man auf Alles Andere vergessen wird, könnte ich sie verschlafen! meine richtung hat mit dieser nichts zu schaffen. die Angelegenheit der Westbahn ist noch so ziemlich auf demselben Punkte wie vor 14 tagen, daß ich in die Administration gewählt werden werde, scheint so ziemlich abgemacht, mit meinem Worte aber oder vielmehr mit seinem eigenen Worte, welches Bruck durch mich gegeben hat, scheint
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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