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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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Tagebücher268 mit diesen drey alten Bekannten, zu denen dann auch noch ein neuer, mir sehr zusagender, Prof. häusser, sich gesellte, verbrachte ich den größten theil der Zeit, die ich in heidelberg zubrachte, die Abende bey gagern und mohl in ihren familien, bey diesem letzteren traf ich auch den ehemaligen minister dusch. daß in diesen kreisen neben der wissenschaftlichen Beschäftigung, und zwar namentlich wenn gagern dabey ist (der auch hierin wie in Allem ein- seitig ist), vorzugsweise Politik und zwar deutsche Politik getrieben wird, versteht sich von selbst. dazu trägt denn auch Bunsen bey, welcher sammt familie hier lebt, den ich aber, so wie er mich, verfehlte, so dass ich ihn, da er auch während der Zeit meines Aufenthaltes eine schweizerreise antrat, gar nicht gesehen habe. die stimmung ist eine hoffende, erwartende, ohne einen Plan, ohne eine bestimmte Aussicht, wie und wann es anders werden dürfte? sind sie Alle davon überzeugt, daß bey dem nächsten äußern An- stoße Alles in stücke gehen werde, doch zweifle ich, ob sie in diesem falle jemals wieder in den vordergrund treten werden, sie sind sammt und son- ders in die vormärzlichen idéen und Phrasen festgerannt und zu ehrlich, um von ihrer überzeugung abzugehen, daß diese männer ihre hoffnung auf Preußen gesetzt haben, ist nicht zu ändern, um so größer ist ihr haß gegen den könig und die kreuzzeitungspartey, und einige, nicht Alle, von ihnen hoffen auf seinen nachfolger. heidelberg, coburg und gotha sind die lager dieser Partey, in heidelberg wohnen die Patriarchen, in den andern beyden die Jünger, an thätigkeit, an verbindung, an kommen und gehen fehlt es beyden nicht, doch halte ich ihre thätigkeit für eine ziemlich un- fruchtbare. ganz derselben schule gehört natürlich der alte Welcker an, den ich erst am letzten tage besuchen konnte, er hatte mich vor kurzem in Wien aufge- sucht, ohne mich zu finden, und ersuchte mich jetzt, ihm für die neue Bear- beitung seines staatsrechtslexicons Beyträge zu liefern. Auch eine todtgebo- rene Arbeit, sie hat zu ihrer Zeit großes geleistet, sie aber jetzt wiederkäuen zu wollen, characterisirt ganz die Partey, der er angehört. Als ein frappanter contrast mit diesen männern und als repräsentant der neuen schule (welche aber leider bis jetzt in deutschland nur wenig Proselyten zu zählen scheint) erschien mir gustav diezel, welchen ich aus göppingen nach heidelberg berufen hatte, und der etwa einen tag bey mir zubrachte, die formen eines ungeschlachten würtembergischen demokra- ten, aber die gesunden fruchtbaren ideen, die ich von ihm erwartete, selbst in détails, wo ich dieses kaum erwartet hatte, den mann muß ich für mich erwerben, ich habe mir von ihm ein Promemoria geben lassen (er übergab es mir heute auf meiner durchreise durch göppingen), und ich will nun trach- ten, ihm eine fixe Anstellung in Wien zu geben.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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